Artikel von KI: US-Newsportal pausiert umstrittene Praxis

Auf CNET sollen vorerst keine weiteren Artikel veröffentlicht werden, die von einer KI verfasst wurden. Auch intern wussten wenige über die Praxis Bescheid.

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(Bild: JINOLD/Shutterstock.com)

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Das US-Nachrichtenportal CNET will vorerst keine Artikel mehr veröffentlichen, die unter Zuhilfenahme einer KI verfasst wurden. Das teilten mehrere Führungspersonen des Magazins den Angestellten am Freitag mit, berichtet The Verge. Chefredakteurin Connie Guglielmo habe das Vorgehen dabei aber erneut verteidigt. "Wir haben das nicht im Geheimen getan", sagte sie demnach, "wir haben es leise getan". Erklärt worden sei den Angestellten in der einstündigen Veranstaltung noch, dass das benutzte Werkzeug intern entwickelt worden sei.

Fragen zur Technik seien nicht aber beantwortet worden, obwohl die meisten bei CNET nicht sehr viel darüber wüssten. Die Angestellten seien über wichtige Fragen zur KI im Dunkeln gelassen worden, schreibt The Verge noch. Teilweise hätten sie bei veröffentlichten Texten nicht gewusst, ob die von Menschen oder einer Software verfasst worden waren. Details zur Technik sollen dem Bericht zufolge in dieser Woche folgen.

Dass CNET Dutzende Artikel einer KI veröffentlicht hat, war Mitte Januar publik geworden. Als Autorenangabe stand darüber "CNET Money Staff" (also etwa dem Personal für Finanzthemen), später nur noch "CNET Money" – also keine Formulierung mehr, die auf Menschen hindeutet. Erst nach einem Klick stand auf einer Informationsseite noch: "Dieser Artikel wurde von einem KI-Werkzeug erstellt und von unserem Redaktionsteam überprüft sowie redigiert." Bei den Texten handelte es sich um Ratgeber-Artikel zu Finanzthemen und in einem waren später gleich mehrere Fehler korrigiert worden. Guglielmo hatte die Artikel noch in der vergangenen Woche als "Experiment" verteidigt und versichert, dass die Technik weiter ausprobiert würde. Der vorerst letzte Artikel ist aber schon vom 13. Januar.

Automatisiert erstellte Artikel sind prinzipiell nicht neu, mit dem Aufkommen von ChatGPT hat das Thema zuletzt aber Relevanz gewonnen. Schon seit Jahren werden stark standardisierte Formate wie Erdbebenwarnungen oder Zusammenfassungen von Geschäftsberichten teilweise automatisiert erstellt. Dabei werden aber lediglich bestimmte Zahlen und Begriffe an dafür vorgesehenen Stellen in die Textbausteine eingefügt. CNET hat aber die kompletten Texte zu deutlich vielfältigeren Themen erstellen lassen. In Deutschland hat das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) kritisiert, dass von Robotern geschriebene Texte nicht als solche gekennzeichnet würden. Damit werde der etablierte Standard im deutschen Medienwesen ausgehöhlt, die Autorenschaft journalistischer Texte anzugeben und auch Agenturmeldungen als solche zu kennzeichnen.

(mho)