Artikel von KI: US-Newsportal verteidigt "Experiment" und korrigiert Fehler

Das US-Nachrichtenportal CNET hat die von einer KI verfassten Artikel als "Experiment" verteidigt. Einer musste umfassend berichtigt werden.

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Zwei Roboterhände auf einer ergonomischen Tastatur

(Bild: maxuser/Shutterstock.com)

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Die Chefredakteurin des US-Nachrichtenportal CNET hat von einer KI geschriebene Texte als "Experiment" bezeichnet und versichert, dass man die Technik weiter ausprobieren werde. Dennoch sind seit mehreren Tagen keine so verfassten Artikel mehr erschienen, die jüngsten stammen vom vergangenen Freitag.

Derweil wurde ein besonders prominent beworbener Text inzwischen umfassend korrigiert. Auf die Kritik daran, dass der Einsatz des KI-Textgenerators eher versteckt und wenig transparent erfolgte, geht CNET-Chefredakteurin Connie Guglielmo nicht ein. Man werde die neue Technologie jetzt weiter testen, "um den Hype von der Realität zu trennen".

Das US-Technikportal CNET hatte seit Wochen Artikel veröffentlicht, die von einer KI verfasst wurden. Guglielmo erklärt nun, dass das KI-Werkzeug für die Ratgeber-Artikel entweder den Entwurf angefertigt oder Informationen gesammelt habe. So wie all die anderen Artikel von CNET seien die Texte dann aber von einem Redakteur oder eine Redakteurin mit Ahnung geprüft und redigiert worden.

Daran werde sich auch nichts ändern, "egal welche Werkzeuge oder Technik wir zum Erstellen der Geschichten benutzen". Finde man nachträglich noch Fehler, würden die korrigiert. Bei einem der von Guglielmo verlinkten Artikel war das inzwischen auch umfassend nötig: Wie es unter den Erklärungen zu Zinsezins inzwischen heißt, stand dort, dass man mit einem Sparguthaben von 10.000 US-Dollar und 3 % Zinsen am Ende des ersten Jahres 10.300 US-Dollar bekommt. Richtig sind aber 300 US-Dollar.

Das US-Portal Futurism hat noch mehrere weitere solche Fehler in demselben Text gefunden. Es handle sich teilweise um richtig dumme Fehler, die niemand mit Sachverstand ernst nehmen würde. Aber der Ratgeber-Artikel richte sich ja vor allem an Menschen mit wenig Vorkenntnissen und für die seien die durchaus problematisch.

Hinzu kommt, dass die KI die Fehler mit einem ziemlichen Selbstbewusstsein vorlegt. Beispielsweise wurde ChatGPT dabei ertappt, nicht existierende Quellen vorzulegen, wenn Belege verlangt werden. Buzzfeed hat ChatGPT einen Artikel über CNETs KI-Texte verfassen lassen, und musste die Aufforderung mehrfach überarbeiten, "um faktische Fehler zu verhindern".

Automatisiert erstellte Artikel sind prinzipiell nicht neu, mit dem Aufkommen von ChatGPT hat das Thema zuletzt aber Relevanz gewonnen. Schon seit Jahren werden stark standardisierte Formate wie Erdbebenwarnungen oder Zusammenfassungen von Geschäftsberichten teilweise automatisiert erstellt. Dabei werden aber lediglich bestimmte Zahlen und Begriffe an dafür vorgesehenen Stellen in die Textbausteine eingefügt. CNET hat aber die kompletten Texte zu deutlich vielfältigeren Themen erstellen lassen. In Deutschland hat das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) kritisiert, dass von Robotern geschriebene Texte nicht als solche gekennzeichnet würden. Damit werde der etablierte Standard im deutschen Medienwesen ausgehöhlt, die Autorenschaft journalistischer Texte anzugeben und auch Agenturmeldungen als solche zu kennzeichnen.

(mho)