Astronomie: Zerrissene protoplanetare Scheibe um Dreifachstern

Eine Gruppe von Astronomen hat in jahrelanger Arbeit eine extrem verformte protoplanetare Scheibe analysiert. Die deutet exotische Entdeckungen an.

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Asronomie: Zerrissene protoplanetare Scheibe um Dreifachstern

Rechts das echte Abbild des Systems, links eine künstlerische Darstellung.

(Bild: ESO/L. Calçada, Exeter/Kraus et al.)

Lesezeit: 3 Min.

Erstmals haben Astronomen einen direkten Beweis dafür gefunden, dass in einem System aus mehreren Sternen die planetenbildende Staubscheibe zerrissen werden kann. Es sei deshalb sogar möglich, dass exotische Exoplaneten nicht wie im Sonnensystem auf einer Ebene, sondern auf gegeninander verkippten Ebene um mehrere Sterne herum entstehen könnten, schreiben die Astronomen. Ihre Analyse beruht auf Beobachtungen mit Very Large Telescope (VLT) und dem Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA) der Europäischen Südsternwarte ESO. Bei dem untersuchten Sternensystem handelt es sich demnach um GW Orionis in 1300 Lichtjahren Entfernung. Die von Forschern der britischen Universität Exteter geleitete Analyse wird nun im Fachmagazin Science vorgestellt.

Protoplanetare Scheiben wie jene zerrissene um GW Orionis bestehen aus Gas und Staub. Wenn dieses Ausgangsmaterial zusammenstößt und Klumpen bildet, entstehen nach gegenwärtigen Theorien Planeten. Um einen einzelnen Stern wie die Sonne scheint das zumeist flach abzulaufen und so liegen alle acht Planeten des Sonnensystems auf einer Ebene. Lediglich der Zwergplanet Pluto kreist ziemlich schief um unseren Heimatstern. Die Studie weist darauf hin, dass das im Universum nicht der Normalfall sein könnte. Planetensysteme könnten demnach deutlich vielfältiger sein, mit stark voneinander abweichenden Umlaufbahnen im gleichen Sternsystem.

Für ihre Analyse haben die Astronomen GW Orionis elf Jahre beobachtet, erklären sie. Dank der Instrumente der ESO hätten sie herausgefunden, dass die drei Sterne des Systems nicht in einer Ebene umeinander kreisen. Das Instrument Sphere habe dann sogar den Schatten sichtbar gemacht, den der herausgerissene, gekippte Teil der Scheibe auf deren Rest wirft. Mit Computersimulationen haben sie dann ermittelt, wie das System aussehen müsste, um die Beobachtungen zu erklären. Die Anziehungskräfte der Sterne haben demnach die Staubscheibe verformt und aufgebrochen. Eine weitere Gruppe von Astronomen war unabhängig davon vorher schon zu dem Schluss gekommen, dass nur ein bereits entstandener Exoplanet in der Staubscheibe erklären könnte, warum sie eine Lücke aufweist.

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Exoplaneten, die sich in dem verkippten Ring bilden, werden die Sterne auf äußerst schiefen Bahnen umkreisen, erklärt Alexander Kreplin von der Universität Exeter. Er geht sogar noch weiter und sagt voraus, dass Forscher mit künftigen Instrumenten viele Exoplaneten auf solch schiefen Bahnen entdecken werden, denn mehr als die Hälfte der Sterne am Nachthimmel habe einen oder sogar mehrere Begleitsterne. Diese Populationen könnten dann etwa mit dem Extremely Large Telescope der ESO entdeckt werden, das in wenigen Jahren den Betrieb als größtes optisches Teleskop der Welt aufnehmen soll.

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(mho)