Astronomie: Das große Rätsel des ersten gefundenen Braunen Zwergs ist gelöst

1995 wurde der erste "fehlgeschlagene Stern" entdeckt, er war aber viel zu dunkel. Die Erklärung ist jetzt verblüffend simpel – und wirft neue Fragen auf.

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Ein Stern im Hintergrund, daneben zwei Himmelskörper mit komplexen Bahnlinien

Künstlerische Darstellung der beiden Himmelskörper

(Bild: Caltech)

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Fast 30 Jahre nach der Entdeckung des ersten "fehlgeschlagenen Sterns", beziehungsweise Braunen Zwergs Gliese 229 B, haben zwei Forschungsgruppen nun unabhängig voneinander dessen größtes Rätsel gelöst. Beide kommen zu dem Schluss, dass es sich eigentlich um zwei Braune Zwerge handelt, die einander eng umkreisen. Bislang konnte nicht erklärt werden, warum das Objekt deutlich lichtschwächer ist, als es angesichts der Gesamtmasse zu erwarten wäre. Die an der ursprünglichen Entdeckung und an einer der neuen Studien beteiligte Astrophysikerin Rebecca Oppenheimer spricht jetzt von der "aufregendsten und faszinierendsten Entdeckung in der substellaren Astrophysik seit Jahrzehnten". Doch während damit eine große Frage zu dem System beantwortet wurde, müsse jetzt ermittelt werden, wie die beiden Objekte überhaupt entstanden sind, schreibt das Team.

Braune Zwerge sind Himmelskörper, die nicht massereich genug sind, um wie in Sternen eine Kernfusion zu zünden, aber gleichzeitig deutlich massereicher als (Exo-)Planeten. Seit dem Fund von Gliese 229 B im Jahr 1995 wurden zahlreiche weitere gefunden, unter anderem auch von Amateurforschern und -forscherinnen. Während die Helligkeit dieser Objekte aber meist zu den ermittelten Massen passt, galt Gliese 229 B immer als zu dunkel. Mit der 70-fachen Masse des Jupiters müsste der Himmelskörper eigentlich heller leuchten, meinten Forscher und Forscherinnen. Erst jetzt ist klar, dass dem eine entscheidende falsche Annahme zugrunde lag: Statt nur einem Himmelskörper handelt es sich um zwei mit der 38- beziehungsweise der 34-fachen Masse des Jupiters. Beide umkreisen einander und brauchen für einen Orbit 12 Tage. Für einen Umlauf um ihren kleinen roten Stern benötigen sie 250 Jahre. Offiziell heißen sie nun Gliese 229 Ba und Gliese 229 Bb.

Wie die beiden Himmelskörper entstanden sind, ist jetzt die nächste große Frage. Zwar gebe es Theorien dazu, aber noch ist nicht klar, ob die Prozesse denen bei der Entstehung von Planeten ähneln und deshalb auch Doppelsysteme aus Exoplaneten entstehen können. Gleichzeitig legt die Entdeckung aber bereits nahe, dass weitere solche Objekte ihrer Entdeckung harren, schreibt das Team. Der Fund vertiefe jedenfalls das Wissen über die Braunen Zwerge. Vorgestellt wird die Entdeckung unter anderem im Fachmagazin Nature, ein weiterer Forschungsartikel mit demselben Ergebnis findet sich in den Astrophysical Journal Letters.

(mho)