Astronomie: Erste "Nahaufnahme" eines Sterns außerhalb der Milchstraße
Bislang gibt es nur von wenigen Sternen vergrößerte Aufnahmen, die mehr als einen Bildpunkt zeigen. Nun kommt der erste von außerhalb der Milchstraße hinzu.
Links die Aufnahme, rechts eine künstlerische Rekonstruktion
(Bild: ESO/K. Ohnaka et al., L. Calçada)
Mit einem neuen Instrument der Europäischen Südsternwarte ist es erstmals gelungen, eine "Nahaufnahme" eines Sterns außerhalb der Milchstraße zu machen. Sie zeigt den sterbenden Stern WOH G64 in der Großen Maggellanschen Wolke und macht deutlich, dass er sich in den vergangenen Jahren merklich verändert hat, schreibt die Forschungseinrichtung. Entdeckt hat das verantwortliche Forschungsteam mit dem Very Large Telescope Interferometer (VLTI) außerdem einen eiförmigen Kokon, der den Stern umgibt. Spannend sei jetzt den Zusammenhang zwischen dem Zustand des Sterns und der bevorstehenden Supernova-Explosion herauszufinden.
Nur wenige Sterne mehr als ein Punkt
Bei dem jetzt abgelichteten Stern handelt es sich demnach um einen 160.000 Lichtjahre von uns entfernten sogenannten "Roten Überriesen". Damit steht der Stern, der 2000 Mal so groß ist wie unsere Sonne, am Ende seiner Entwicklung und – in astronomischen Maßstäben – kurz vor der finalen Explosion als Supernova. Auch deshalb ist er schon länger von Interesse für die Astronomie, erklärt das Team. Bei Analysen aus den Jahren 2005 und 2007 wurde WOH G64 aber lediglich als Punktquelle aufgelöst, so wie die allermeisten Sterne. Vergrößerte Aufnahmen waren bislang lediglich von etwa zwei Dutzend Sternen möglich – als bekanntester darunter sicher Beteigeuze –, allesamt solche in der Milchstraße.
WOH G64 ist einer der extremsten Sterne seiner Art, erklärt Co-Autor Jacco van Loon von der britischen Keele University. Deshalb sei jede Veränderung von Interesse. Festgestellt hat das Team nun, dass sich das Erscheinungsbild des Sterns seit den früheren Analysen gar erheblich verändert habe. Die Forschungsgruppe meint, dass ausgestoßenes Material den Stern aus unserer Sicht verdunkelt. Deshalb wird seine Leuchtkraft immer schwächer und es werde immer schwieriger, ihn abzulichten – selbst für das jetzt eingesetzte Instrument GRAVITY. Künftige Geräte wie GRAVITY+ versprechen aber Abhilfe und einen anhaltenden Blick auf den sterbenden Stern. Vorgestellt wird die Nahaufnahme nun in Astronomy and Astrophysics.
(mho)