Astronomie: Hypothetischer neunter Planet könnte Monde haben

Seit Jahren wird über einen großen Planeten am Rand des Sonnensystems spekuliert. Möglicherweise wurde der bislang nicht entdeckt, weil er mehrere Monde hat.

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Künstlerische Darstellung eines neunten Planeten – ohne Monde

(Bild: Tom Ruen, CC BY-SA 4.0)

Lesezeit: 2 Min.

Ein bislang nur theoretisch beschriebener neunter Planet am äußersten Rand des Sonnensystems könnte sich seiner Entdeckung bisher entzogen haben, weil seine Gesamtmasse auf ein System mit mehreren Monden verteilt ist. Diese Theorie hat der Astronom Man Ho Chan von der Education University of Hongkong vorgeschlagen, sein diesbezüglicher Fachaufsatz wurde inzwischen zur Veröffentlichung angenommen. Darin hat er auch errechnet, dass die dann vergleichsweise kleinen Einzelobjekte für das ALMA-Observatorium auffindbar sein müssten. Denn vorhandene Monde würden durch die Gravitation des Planeten so weit aufgewärmt, dass die Wärmestrahlung nachweisbar wäre.

Wie der Astronom in Erinnerung ruft, legen die aktuell verfügbaren Daten nahe, dass ein Planet Neun 400 bis 800 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt ist – eine Astronomische Einheit ist die Entfernung zwischen Erde und Sonne. Modellierungen zufolge sollte das Objekt auf die fünf- bis zehnfache Masse der Erde kommen, bei etwa 2 bis 4 Erdradien. Seine Temperatur müsste demnach bei 40 Kelvin liegen, also -233 Grad Celsius. Dass er bislang trotzdem nicht entdeckt wurde, sei ein Rätsel. Das hat unter anderem dazu geführt, dass auch bereits darüber spekuliert wurde, dass es sich um ein kleines Schwarzes Loch handeln könnte.

Der Erklärungsversuch von Man Ho Chan klingt nun weniger fantastisch. Berechnet hat er, dass auch ein Planet am vergleichsweise leeren Rand des Sonnensystems mehrere Monde eingesammelt haben dürfte. Die könnten vor allem auf einer engeren Umlaufbahn durch die sogenannten Gezeitenheizung, also Effekte der Gravitation, auf etwa 100 Kelvin erwärmt werden. Für ein besonders sensibles Instrument wie das Radioteleskop ALMA der Europäischen Südsternwarte wären sie damit nachweisbar, schreibt er. Damit sollte man also an den errechneten möglichen Standorten nachsehen, legt er nahe. Seine Forschungsarbeit soll im Astrophysical Journal erscheinen.

Mit der Arbeit gibt es jetzt einen weiteren Ansatzpunkt für die seit Jahren erfolglose Suche nach einem größeren Planeten am Rand des Sonnensystems. Für dessen Existenz sprechen laut mehrerer Arbeiten auffällige Gemeinsamkeiten in den Umlaufbahnen mehrerer der am weitesten von der Sonne entdeckten Objekte im Sonnensystem. Ein neunter Planet, der sich genau auf einer fast spiegelverkehrten Bahn zu ihnen befindet, würde die erklären, meinen etwa Mike Brown und Konstantin Batygin vom California Institute of Technology (Caltech). Andere haben dem aber widersprochen. Brown hat zuletzt angekündigt, auch mit dem Weltraumteleskop James Webb suchen zu wollen.

(mho)