Astronomie: Jeder vierte sonnenähnliche Stern hat Exoplaneten verschlungen

Die Suche nach außerirdischem Leben konzentriert sich auf Sternsysteme, die unserem sehr ähneln. Andere könnte man allein anhand des Sternenlichts ausschließen.

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(Bild: James Gitlin/STScI AVL)

Lesezeit: 3 Min.

Exoplaneten droht durch ihren Stern eine offenbar größere Gefahr, als angenommen: 20 bis 35 Prozent aller sonnenähnlichen Sterne haben im Lauf ihrer Geschichte mindestens einen solchen Himmelskörper verschlungen. Das hat ein Forschungsteam anhand von Spektralanalysen ermittelt. Das heißt, im Licht des Sterns haben sie Spuren der verschlungenen Exoplaneten gefunden. Damit haben sie gleichzeitig ein Kriterium ausgearbeitet, nach dem Astronomen und Astronominnen künftig rasch entscheiden könnten, dass eine Suche nach erdähnlichen Exoplaneten bei einem Stern weniger Erfolg versprechen dürfte. Im Umkehrschluss sollten sich Zwillinge unseres Sonnensystems so leichter identifizieren lassen.

Wie Forschungsleiter Lorenzo Spina vom Istituto Nazionale di Astrofisica in Italien dem US-Wissenschaftsmagazin Science erläutert, war schon lange bekannt, dass Sterne Planeten in ihrem System verschlingen. Weil Gesteinsplaneten vor allem aus schweren Elementen bestehen, Sterne dagegen vor allem aus leichteren, verändert sich dadurch deren Zusammensetzung und damit auch das ausgestrahlte Licht. Wie oft das der Fall ist, sei bislang aber nicht systematisch ermittelt worden. Gleichzeitig hätten in jüngster Zeit hochpräzise Messungen signifikante Unterschiede zwischen einigen Sternen in Doppelsternsystemen gefunden, was mit den etablierten Theorien nicht habe erklärt werden können. Denn weil solche Sterne aus dem gleichen Ausgangsmaterial entstehen, sollten sie eigentlich aus chemischer Sicht identisch sein.

In der bislang umfangreichsten Analyse haben sich Spina und sein Team deshalb nun 107 Doppelsternsysteme aus sonnenähnlichen Sternen vorgenommen, in denen die beiden Partner außerdem möglichst identisch sind. Dabei haben sie "unzweideutige" Beweise dafür gefunden, dass die Unterschiede auf verschlungene Exoplaneten zurückgehen. Anhand ihrer Ergebnisse konnten sie demnach modellieren, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Stern wie unsere Sonne Gesteinsplaneten verschlingt – und damit erdähnlichem Leben die Möglichkeit zur Entstehung beraubt. Das passiere demnach bei etwa einem Fünftel bis einem Drittel aller solcher Sterne: "Das legt nahe, dass ein signifikanter Teil von Planetensystemen eine sehr dynamische Entwicklung durchlaufen, die ihre Architektur entscheiden und katastrophal verändert", erklärt Spina.

Die Geschichte unseres Sonnensystems sei dagegen vergleichsweise friedlich verlaufen und die Umlaufbahnen der Planeten beispielsweise weiterhin sehr kreisnah. Bei unserem Stern gebe es auch keine Spuren auf einen verschlungenen Planeten, erklärt Spina noch. Wer also nach einem Sonnensystem wie unserem eigenen – und damit etwa nach günstigen Bedingungen für die Entstehung von erdähnlichen Leben – sucht, sollte Sterne mit Spuren von verschluckten Planeten außen vor lassen, schlussfolgern er und sein Team. Die Forschungsarbeit ist im Fachmagazin Nature Astronomy erschienen.

(mho)