Astronomie: Jüngster vorüberziehender Exoplanet in "seltsamem" System entdeckt
Eigentlich werden die jüngsten Exoplaneten noch von Staubscheiben vor bestimmten Entdeckungsmethoden geschützt. In einem "seltsamen" Fall ist das nun anders.
Künstlerische Darstellung von IRAS 04125+2902 b und der verdrehten Staubscheibe
(Bild: NASA/JPL-Caltech/R. Hurt, K. Miller (Caltech/IPAC))
Eine Doktorandin der University of North Carolina at Chapel Hill hat den mit Abstand jüngsten bekannten Exoplaneten mithilfe der sogenannten Transitmethode gefunden. Der Himmelskörper mit der Bezeichnung IRAS 04125+2902 b – beziehungsweise TIDYE-1 b – umkreist einen gerade einmal drei Millionen Jahre alten Stern, der sich 430 Lichtjahre von uns in einer "stellaren Kinderstube" befindet. Bisher wurden Exoplaneten auf diesem Weg nur bei Sternen gefunden, die zwischen 10 und 40 Millionen Jahren alt sind, erklärt die Universität. Bei jüngeren verdecke die protoplanetare Staubscheibe jegliche Exoplaneten. Dass das bei dem jetzt entdeckten "Babyplaneten" nicht der Fall ist, liegt an einer "falsch ausgerichteten" Staubscheibe. Wie es dazu gekommen ist, sei unklar.
Sternsystem wirft Fragen auf
Entdeckt hat Madyson Barber den außergewöhnlich jungen Exoplaneten in den Daten des Weltraumteleskops TESS (Transiting Exoplanet Survey Satellite). Das sucht nach regelmäßigen Verdunkelungen, die Exoplaneten zurückgehen, die vor Sternen vorüberziehen. Dass diese Transitmethode bei TIDYE-1 b funktioniert hat, liege an der ungewöhnlich ausgerichteten Staubscheibe. Normalerweise müssten Exoplaneten vor dieser Methode versteckt bleiben – andere können dagegen funktionieren. Dass sich ein Exoplanet so stark aus der Staubscheibe, in der er entstanden ist, herausbewegt hat, müsste an einem weiteren großen Objekt in dem Sternsystem liegen, ergänzt die NASA. Zwar gebe es noch einen Stern in dem System, der scheide aber wohl als Erklärung aus.
Barber erzählt nun noch, dass sie am Young Worlds Lab ihrer Universität schon eine Weile nach jungen Exoplaneten gesucht hat, "und es fühlte sich so an, als würden wir nichts finden". TIDYE-1 b sei einer der Ersten gewesen, den sie dann doch gefunden habe und dann sei es gleich so ein "seltsamer" gewesen. Wenn sie ihn einem Kollegen oder einer Kollegin zeige, würden alle fragen: "Wirklich? Das ist aber komisch!" Denn sie wüssten, dass es solch eine verdrehte Staubscheibe eigentlich nicht geben dürfte. Es sei also klar, dass man noch viel über das System herausfinden könne. Vorgestellt wird die Entdeckung im Fachmagazin Nature. Der Exoplanet benötigt für einen Orbit neun Erdentage, kommt auf fast 11 Erdradien und die 90-fache Masse unseres Heimatplaneten.
(mho)