Astronomie: Neuartiges Teleskop ermöglicht Beobachtungen auch mitten am Tag

Der Riesenstern Beteigeuze kann jedes Jahr monatelang nachts nicht beobachtet werden. Ein neues Teleskop soll Abhilfe schaffen und einen alten Traum erfüllen.

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Zehn aneinander gekoppelte Kameralinsen

Das Huntsman Telescope

(Bild: Macquarie University)

Lesezeit: 3 Min.

Eine Gruppe um die Astronomin Sarah Caddy hat mit einem speziellen Teleskop unter Beweis gestellt, dass Astronomie bei Tageslicht für bestimmte Himmelsobjekte erfolgreich durchgeführt werden kann. Das hat die australische Universität Macquarie publik gemacht, die das dafür genutzte Huntsman Telescope am Siding-Spring-Observatorium betreibt. Das Gerät ist aus zehn handelsüblichen Objektiven von Canon zusammengesetzt und erreicht bei astronomischen Beobachtungen am Tag eine sogenannte absolute photometrische Genauigkeit von ein bis zehn Prozent. Auch wenn das für Forschung auf dem aktuellen Stand der Technik nicht reicht, kann man damit helle Sterne wie Beteigeuze vom Boden aus im Blick behalten, wenn sie teils monatelang vom Nachthimmel verschwinden.

Bei Tageslicht gemachte Aufnahme von Beteigeuze

(Bild: Macquarie University)

Mit dem Teleskop und den astronomischen Bedingungen während des Tages habe man einen jahrhundertealten Traum realisiert, schreibt das Team. Astronomie im sichtbaren Wellenbereich sei wegen der Sonne und der hellen Erdatmosphäre sehr schwierig. Gelöst habe man das Problem nicht nur mit dem besonderen Aufbau des Teleskops und den lichtempfindlichen Kameras, sondern auch mit speziellen Breitbandfiltern. Die würden das meiste Sonnenlicht herausfiltern, aber spezifische Wellenlängen von astronomischen Objekten durchlassen, so die Universität. Bei einem Vergleich von so gesammelten Daten mit denen anderer Observatorien und von Weltraumteleskopen habe man zeigen können, dass die übereinstimmen.

Ein Teleskop für astronomische Aufnahmen während des Tages könnte die Forschung um wichtige Aspekte ergänzen, erklärt das Team noch. So steht mit Beteigeuze einer der hellsten und für die Forschung interessantesten Sterne regelmäßig monatelang so nah an der Sonne, dass er nachts nicht von der Erdoberfläche aus beobachtet werden kann. Gleichzeitig stehe er aber – in astronomischen Maßstäben – kurz vor der finalen Supernova. Es sei also zumindest vorstellbar, dass der Stern explodiert und wir monatelang nichts davon mitbekommen. Weltraumteleskope, die das sehen könnten, nehmen üblicherweise nur kleine Himmelsausschnitte ins Visier, liefern also keinen Überblick über den Sternenhimmel. Hier könnten Geräte wie das Huntsman Telescope helfen.

Die jetzt veröffentlichte Forschungsarbeit zur Validierung des Teleskops bei Tageslicht ebne den Weg für ununterbrochene Langzeitbeobachtungen von Sternen wie Beteigeuze, die sich dem Ende ihres Lebens nähern, schreibt die Universität. Außerdem würden solche Beobachtungen auch einen enormen Vorteil bieten, wenn es darum geht, Satelliten, Weltraumschrott und andere künstliche Objekte im Erdorbit im Blick zu behalten. Angesichts von Zehntausenden Satelliten, die bald die Erde umkreisen sollen, brauche es Teleskope, die rund um die Uhr nach möglichen Kollisionen Ausschau halten. Als Test für diese nächste Ära der Raumfahrt hat das Team die Internationale Raumstation ISS auch tagsüber im Blick behalten.

Update

Das Teleskop ist aus Canon-Objektiven zusammengesetzt. Die falsche Angabe wurde korrigiert.

(mho)