Astronomie: Offenbar einsame Quasare nach Urknall stellen Forschung vor Rätsel

Strahlend helle Galaxienkerne sollten kurz nach dem Urknall nicht überall vorkommen können. Nun wurden welche an scheinbar unmöglichen Orten entdeckt.

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Sternenhimmel mit rot eingekreistem Lichtpunkt

Einer der einsamen Quasare

(Bild: Christina Eilers/EIGER team)

Lesezeit: 3 Min.

Ein Forschungsteam hat Quasare in der Frühzeit des Universums gefunden, die so einsam zu sein scheinen, dass unklar ist, wie sie überhaupt entstehen konnten. Diese supermassereichen Schwarzen Löcher, um die viel Gas und Staub rast, das dabei extrem erhitzt wird und deshalb hell leuchtet, benötigen zur Entstehung besonders große Mengen an Materie. Damit die beobachteten Galaxienkerne wenige hundert Millionen Jahre nach dem Urknall so hell werden konnten, wie es beobachtet wurde, müssten sie sich in vergleichsweise dichten Regionen des Universums befinden, erklärt das Forschungsteam. Dann müsste es in deren Umgebung aber viele weitere Galaxien geben. Genau die wurden bei mehreren Quasaren aber jetzt nicht gefunden und deshalb sei unklar, wie sie diesen Zustand so schnell erreichen konnten.

Als in den vergangenen Jahren dank immer leistungsfähigerer Instrumente, wie dem Weltraumteleskop James Webb immer mehr Quasare nahezu unmittelbar nach dem Urknall gefunden wurden, war bereits die Frage nach deren Entstehung aufgeworfen worden. Deshalb sei vorgeschlagen worden, dass die in relativ dichten Gebieten des Universums besonders schnell wachsen könnten, fasst das Massachusetts Institute of Technology (MIT) den bisherigen Stand der Forschung zusammen. Das würde aber auch heißen, dass man in ihrer Umgebung viele weitere Galaxien finden müsste, deren Wachstum ebenfalls von der vorhandenen Materie begünstigt wurde. Einsame Galaxien ohne jegliche Begleiter widersprechen dieser Theorie und bedeuten ein neues Rätsel für die Forschung, erklärte das Team.

Gefunden wurden die Quasare ohne Begleitung jetzt mit dem Weltraumteleskop James Webb. Bei einer Analyse von fünf solchen Galaxienkernen wurde eine "überraschende Vielfalt" an Umgebungen gefunden, schreibt das Team. So habe es zwar welche mit den vorhergesagten zahlreichen Nachbarn gegeben, aber eben auch welche ganz ohne die. Quasare, die nur 600 Millionen bis 700 Millionen Jahre nach dem Urknall entstanden sind, scheinen sich also, anders als erwartet, nicht nur dort zu befinden, wo die Materie besonders dicht ist. "Einige befinden sich scheinbar mitten im Nirgendwo", erklärt Anna-Christina Eilers vom MIT. Es sei schwierig zu erklären, wie sie trotzdem so groß geworden sind, wo es für sie doch da gar nicht genug "Futter" gebe.

Als mögliche Erklärung für die scheinbare Einsamkeit der Galaxienkerne kann sich das Forschungsteam noch vorstellen, dass möglicherweise vorhandene Nachbarn lediglich hinter Staub versteckt sind. Das soll mit verbesserten Beobachtungen überprüft werden. Insgesamt passt die Entdeckung aber zu verschiedenen anderen des Weltraumteleskops James Webb, die allesamt unser Verständnis von der Frühzeit des Universums infrage stellen. Wiederholt wurden mit dem leistungsfähigen Instrument Objekte entdeckt, die viel zu früh viel zu groß zu sein scheinen. Die Arbeit zu den einsamen Quasaren, für die das erneut gilt, wird jetzt im Fachmagazin Astrophysical Journal vorgestellt.

(mho)