Astronomie: Riesige Blase Hoʻoleilana hat eine Milliarde Lichtjahre Durchmesser

Unmittelbar nach dem Urknall wurden die Grundlagen für gigantische Strukturen im All gelegt. Nun wurde eine solche gigantische Blase aus Galaxien identifiziert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 31 Kommentare lesen
Eine Blase aus Galaxien

Künstlerische Darstellung der Blase Hoʻoleilana

(Bild: Frédéric Durillon, Animea Studio; Daniel Pomarède, IRFU, CEA University Paris-Saclay)

Lesezeit: 2 Min.

Eine Forschungsgruppe in Hawaii hat eine unvorstellbar riesige Struktur aus Galaxien gefunden, die als Überrest aus der unmittelbaren Anfangszeit des Universums interpretiert wird. Getauft hat die Gruppe um den Astronomen Brent Tully von der Universität Hawaii das Gebilde auf den hawaiianischen Namen "Hoʻoleilana", was so viel bedeutet wie "sandte ein Raunen des Erwachens". Bei der Struktur handelt es sich demnach um gigantische Blase mit einem Durchmesser von einer Milliarde Lichtjahren, die fast ebenso weit von der Erde entfernt ist.

Es sei die erste individuell identifizierte Baryonische akustische Oszillation (BAO), sagen die Forscher, also eine Art von Struktur, die auf ein Wechselspiel von Gravitation und Druck wenige Hunderttausend Jahre nach dem Urknall zurückgeht. Dabei handelt es sich um Überreste von Druckwellen im heißen Plasma, das das Universum unmittelbar nach dem Urknall ausfüllte.

Bei den sogenannten BAO oszillierte die darin verteilte baryonische ("gewöhnliche") Materie durch das Zusammenspiel von Gravitation und Strahlungsdruck, bis das Plasma etwa 380.000 Jahre nach dem Urknall zu stark erkaltet war. Übrig blieben laut den Theorien riesige blasenartige Strukturen identischer Größe, an deren Rand mit einer größeren Materiedichte sich in den Milliarden Jahren danach mehr Galaxien bildeten. Mit Hoʻoleilana haben sie erstmals eine konkrete solche Struktur entdeckt, glauben die Wissenschaftler. Die Blase ist noch viel größer als der Supergalaxienhaufen Laniakea, den dasselbe Team 2014 gefunden hat.

"Wir haben gar nicht danach gesucht. Die Struktur ist so groß, dass sie bis an den Rand des untersuchten Himmelsausschnitts reicht", sagt Tully. Gleichzeitig sei Hoʻoleilana deutlich stärker ausgeprägt und viel größer, als es die Theorien nahelegten. Das könnte Folgen für Theorien zur Ausbreitungsgeschwindigkeit des Universums haben. Veröffentlicht wurde die wissenschaftliche Arbeit im Fachmagazin The Astrophysical Journal. Nur wenige Wochen vorher hat ein anderes Forschungsteam in Nature Astronomy erklärt, dass und wie BAO zur Distanzmessung im Kosmos verwendet werden können. Sie zu finden und zu vermessen, sei deshalb besonders dringlich, meinte diese Gruppe. Ihr Wunsch hat sich offenbar besonders schnell erfüllt.

(mho)