Astronomie: Roter Riesenstern Beteigeuze war vor 2000 Jahren noch gelb

Aus antiken Quellen hat ein Forschungsteam erfahren, dass der markante Rote Riesenstern zur Zeitenwende noch eine andere Farbe hatte. Das hilft der Astrophysik.

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Beteigeuze (unten links)

(Bild: Rogelio Bernal Andreo, CC BY-SA 3.0)

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Der helle rote Riesenstern Beteigeuze im Sternbild Orion leuchtete vor gerade einmal 2000 Jahren noch gelb-orange. Das hat ein Astrophysikteam der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter Beteiligung von Kollegen und Kolleginnen aus den USA jetzt anhand historischer Quellen ermittelt. Es ist das erste Mal, dass solch ein Farbwechsel eines Sterns zeitlich derart genau eingeordnet werden konnte. Ausgewertet wurden dafür antike Beobachtungen unter anderem aus dem alten China, Rom und Griechenland. Mit Mitteln der Astrophysik könnten aus dem zeitlichen Ablauf solcher Veränderungen wichtige Informationen etwa über das Alter und die Masse herausgelesen werden, schreibt die Gruppe – und auch zur weiteren Entwicklung.

Wie das Team um Ralph Neuhäuser von der Universität Jena erläutert, hat etwa der chinesische Hofastronom Sima Qian 100 v. Chr. geschrieben, "Weiß ist wie Sirius, Rot wie Antares, Gelb wie Beteigeuze, Blau wie Bellatrix". Beteigeuze habe damals also farblich zwischen dem roten Antares und dem blau-weißen Bellatrix gelegen – dem anderen Schulterstern des Sternbilds Orion. 100 Jahre später habe dann der römische Gelehrte Hyginus festgehalten, dass Beteigeuze farblich dem gelb-orangenen Saturn gleiche. Auch andere antike Beschreibungen würden nahelegen, dass Beteigeuze damals nicht zu den hellsten roten Sternen wie Antares und Aldebaran gehört habe. Im 16. Jahrhundert habe der dänische Astronom Tycho Brahe dann festgehalten, dass Beteigeuze röter war als Aldebaran. Inzwischen entspricht er fast Antares, schreibt Neuhäuser.

Dass er sich in den vergangenen 2000 Jahren farblich von gelb-orange zu rot geändert hat, lasse darauf schließen, dass er etwa 14-mal mehr Masse hat als die Sonne erklärt Neuhäuser. Er ist demnach 14 Millionen Jahre alt und am Ende seiner Entwicklung, in 1,5 Millionen Jahren werde er in einer Supernova enden. Das ist deutlich später als nach vielen anderen aktuellen Schätzungen. Beteigeuze, der eigentlich zu den hellsten Sternen am Nachthimmel, gehört, hatte Ende 2019 für Aufsehen gesorgt, als er merklich dunkler wurde. Daraufhin war spekuliert worden, dass sein Ende in solch einer Supernova bereits bevorsteht. Inzwischen ist klar, dass sich an der Oberfläche des Sterns eine gigantische Explosion ereignet hat. Dabei entstand ein kühlerer Fleck, der den Stern dunkler machte. Noch immer hat sich der Rote Riesenstern nicht völlig von der mächtigen Explosion erholt.

Mit der Forschungsarbeit trägt Neuhäuser nun weiter zum Wissen über den markanten Stern bei. Der Astrophysiker arbeitet seit etwa zehn Jahren historische Himmelsbeobachtungen in seine Arbeit ein und kooperiert dafür eng mit Forschern und Forscherinnen aus den Geisteswissenschaften: "Denn es gibt eine ganze Reihe astrophysikalischer Fragen, die sich mithilfe historischer Beobachtungen besser oder überhaupt erst lösen lassen." Neuhäuser nennt das "Terra-Astronomie". Er und sein Team stellen die Arbeit jetzt in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society vor.

(mho)