Astronomie: Sterne verschlingen Planeten viel häufiger und früher als gedacht

Bislang ist man davon ausgegangen, dass Sterne erst spät Planeten verschlingen. In einer umfangreichen Suche wurden jetzt überraschende Spuren entdeckt.

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Zwei Sterne und bei einem ein Planet, der zerrisen wird.

Künstlerische Darstellung eines Planeten, der zerrissen wird.

(Bild: © OPENVERSE)

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Sterne verschlingen deutlich häufiger Planeten als bislang angenommen. Das hat ein Forschungsteam aus Australien herausgefunden, das insgesamt 91 Paare von Sternen analysiert hat, die jeweils gemeinsam entstanden sind und sich in ihrer Zusammensetzung gleichen sollten. Bei mindestens sieben Sternen haben sie Spuren von verschlungenen Planeten gefunden, die sich jeweils von ihrem Partner unterscheiden. Gleichzeitig habe es sich jeweils um Sterne "in der Blüte ihres Lebens" gehandelt, sogenannte Hauptreihensterne. Bislang ist man davon ausgegangen, dass Sterne Planeten vor allem verschlingen, wenn sie sich in der Endphase ihrer Entwicklung beispielsweise zu Roten Riesen aufblähen.

Wie das Team um Fan Liu von der Monash University im australischen Melbourne jetzt erklärt, hat es vergleichbare Analysen bereits für jeweils viel kleinere Stichproben aus Doppelsternen gegeben. Die Gruppe hat stattdessen solche Sterne analysiert, die zusammen entstanden sind, aber nicht zwangsläufig ein Binärsystem bilden. Deshalb umfasst die Studie deutlich mehr Sternenpaare. Bisher wurde angenommen, dass es überhaupt nicht möglich ist, dass Sterne in dieser Phase ihrer Entwicklung bereits Planeten verschlingen. Jetzt wisse man aber, dass das zwar nicht häufig ist, aber durchaus vorkommt. Für die Planetenforschung öffne sich damit ein neues Forschungsfeld.

Gefunden wurden die Sternenpaare in den Daten des ESA-Weltraumteleskops Gaia, die äußerst präzisen Spektraldaten wurden mit unterschiedlichen Teleskopen gesammelt, darunter auch das Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO. Die Forschungsgruppe stellt die Studie jetzt im Fachmagazin Nature vor. Abschließend gesteht sie aber ein, dass sich die Daten auch dadurch erklären ließen, dass die Sterne mit den abweichenden Zusammensetzungen keine ganzen Planeten, sondern stattdessen vergleichsweise viel Material aus einer protoplanetaren Scheibe verschlungen haben. Dieses alternative Szenario könne man nicht ausschließen, aber das mit den Planeten werde bevorzugt.

(mho)