Astronomie: Überraschender Abfall der Temperatur des Neptun seit 2003

Der achte Planet im Sonnensystem ist in den vergangenen Jahren überraschend abgekühlt. Zu den Ursachen gibt es bislang nur Spekulationen.

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Wärmebildaufnahmen des Neptun zeigen die Abkühlung und partielle Erwärmung am Südpol.

(Bild: ESO/M. Roman, NAOJ/Subaru/COMICS)

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Neptun, der äußerte Planet im Sonnensystem, ist nach 2003 unerwartet abgekühlt, am Südpol folgte darauf eine "dramatische Erwärmung". Diese unerwartete Veränderung haben Langzeitmessungen ergeben, eine Erklärung haben die dafür verantwortlichen Astronomen und Astronominnen noch nicht. Eigentlich hatten sie erwartet, dass die globale Temperatur des Riesenplaneten in dem Zeitraum langsam ansteigt, weil 2005 auf dessen Südhalbkugel der – etwa 40 Erdenjahre dauernde – Frühling begonnen hat. Stattdessen ist die Temperatur zwischen 2003 und 2018 um 8 Grad Celsius gesunken. Zwischen 2018 und 2020 hat sich der Südpol dann um "dramatische" 11 Grad Celsius erwärmt.

Untersucht hat das Team fast 100 Wärmebildaufnahmen des eisigen Planeten, die über einen Zeitraum von 17 Jahren gemacht wurden. Damit haben sie die allgemeine Entwicklung von dessen Temperatur besser nachvollziehen wollen. Doch die Messungen haben sie überrascht. Die zeigten nicht nur genau das Gegenteil der erwarteten Temperaturentwicklung, die fiel auch drastischer aus, als erwartet. Immerhin zeigten die Daten weniger als die Hälfte einer Jahreszeit des Planeten, dessen Jahr ganze 165 Erdenjahre dauert. Noch haben sie keine Erklärung für ihren Fund, verantwortlich könnten ihnen zufolge Veränderungen in der Stratosphärenchemie, zufällige Wettermuster oder gar der Sonnenzyklus sein. Von weiteren Beobachtungen erhofft sich das Team Antworten. Ihre Arbeit haben sie im Fachmagazin Planetary Science Journal veröffentlicht.

Seitdem der vormals neunte Planet Pluto zum Zwergplaneten erklärt wurde, ist der Neptun wieder der äußerste bekannte Planet im Sonnensystem. Wie die Erde ist seine Rotationsachse geneigt, die Neigung ist dabei etwas größer. Deswegen gibt es auf dem etwa 4,5 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernten Eisriesen auch Jahreszeiten. Bei einer Durchschnittstemperatur von -220 Grad Celsius fallen die aber anders aus. Die jetzt durchgeführte präzise Vermessung dieser Temperatur ist überhaupt erst seit gut 20 Jahren möglich, erklärt das Forschungsteam noch. Untersucht haben sie das Infrarotlicht, das von der Stratosphäre ausgestrahlt wurde. Verwendet wurde unter anderem das Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO).

(mho)