Astronomie: Wohl erstes Schwarzes Loch in Dreifachsystem wirft Fragen auf

Bei einem seit Jahren bekannten System aus Stern und Schwarzem Loch wurde nun ein weiterer Stern entdeckt. Es ist ein Novum, das eine weitere Frage aufwirft.

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Stern, Schwarzes Loch mit weiterem Stern im Hintergrund

KĂĽnstlerische Darstellung des Systems

(Bild: Jorge Lugo/MIT)

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Fast zufällig hat ein Forschungsteam des Massachusetts Institute of Technology (MIT) das erste Schwarze Loch entdeckt, das sich in seinem System aus drei Himmelskörpern befindet. Das Sternsystem trägt die Bezeichnung V404 Cygni und das dortige Schwarze Loch gehört seit Jahren zu einem der am besten erforschten überhaupt. Während man aber bislang davon ausgegangen ist, dass es dort mit einem sehr eng kreisenden und sich langsam auflösenden Stern nur einen weiteren Himmelskörper gibt, wurde wohl ein weiterer Stern immer übersehen, teilte das MIT am Mittwoch mit.

Wie die Gruppe um Astrophysiker Kevin Burdge erläutert, sind das zentrale Schwarze Loch von V404 Cygni und der Stern, der es einmal alle sechseinhalb Tage umkreist, schon lange bekannt. Eher zufällig hat Burdge auf einer Aufnahme des Systems einen weiteren Stern entdeckt. Mit Daten des ESA-Weltraumteleskops Gaia konnten die Wissenschaftler bestätigen, dass der neue Stern sich zusammen mit den beiden anderen Himmelskörpern durchs All bewegt. Zwar ist er 3500 Astronomische Einheiten von beiden entfernt, aber zusammen bilden sie ein Dreifachsystem – das erste bekannte mit einem Schwarzen Loch überhaupt. Weil er so weit entfernt ist, wirft sein Vorhandensein aber eine nicht unerhebliche Frage auf.

Wäre der Vorgängerstern des Schwarzen Lochs an seinem Lebensende explodiert, hätte er den enorm weit entfernten und damit nur schwach verbundenen dritten Stern mit ziemlicher Sicherheit aus dem System geschleudert. Das haben zahlreiche Simulationen bestätigt, die das Team durchgeführt hat. Deshalb geht die Gruppe davon aus, dass der Stern direkt in ein Schwarzes Loch kollabiert sein muss, ohne dass es zu einer Supernova gekommen ist. Sollte sich diese Einschätzung bestätigen, wäre es der erste Nachweis für einen sogenannten "weichen" Kollaps. Damit würde das System aber auch die Frage aufwerfen, ob es da draußen noch mehr derartiger Dreifachsysteme gebe.

Von unserer Erde ist das Sternsystem etwa 8000 Lichtjahre entfernt, der äußere Stern benötigt den Berechnungen zufolge 70.000 Jahre für einen Orbit um die beiden inneren Objekte. Weil dieser Stern gerade den Prozess zur Bildung eines Roten Riesensterns durchläuft, konnte das Forschungsteam sogar ermitteln, dass er ungefähr vier Milliarden Jahre alt sein dürfte. Weil benachbarte Sterne gemeinhin zusammen entstehen, dürften die anderen ähnlich alt sein. Vorgestellt wird die Forschungsarbeit jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature.

(mho)