Astronomie für Alle: Komet Atlas im Blick der Crowd

Unistellar finanzierte per Crowdfunding-Kampagne "Astronomie für Alle". Jetzt veröffentlicht das Unternehmen das erste "crowdsourced" Bild des Kometen Atlas.

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Komet Atlas im Blick der Crowd

(Bild: AstroStar/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Astronomie für Alle – das war die Mission, mit der vor fünf Jahren die französische Firma Unistellar gegründet wurde. Ein neuartiges Teleskop sollte den Himmel überall zugänglich machen. 2000 Unterstützer finanzierten das Produkt in Frankreichs bis dahin größter Crowdfunding-Kampagne mit 2,2 Millionen Euro. Jetzt berichtet Unistellar, das erste "crowdsourced" Bild eines Kometen aus den Daten von mehreren Dutzend weit verteilter Teleskope erstellt zu haben.

Wer zum ersten Mal den Sternenhimmel durch ein leistungsfähiges Teleskop betrachtet, kann leicht enttäuscht werden. Trotz des großen Spiegeldurchmessers ist nichts von den prächtigen Farben zu sehen, die man von ungezählten Bildern im Fernsehen, Internet, auf Kalendern oder in Büchern kennt. Das liegt daran, dass das menschliche Auge die einfallenden Photonen nicht akkumulieren kann, während elektronische Sensoren ebenso wie chemischer Film umso mehr Informationen über die spektrale Zusammensetzung des Lichts aufnehmen, je länger sie belichtet werden. Diesen Effekt soll das eVscope nahezu in Echtzeit vermitteln, indem es das optische Bild des 11-Zentimeter-Spiegels nach und nach mit den von einem Sensor gesammelten digitalen Informationen anreichert.

Die Daten von insgesamt 40 Beobachtungsorten zu einem „Superbild“ zusammengeführt und aufbereitet.

(Bild: Unistellar )

Noch mehr Informationen lassen sich sammeln, wenn die Daten mehrerer Teleskope zusammengeführt werden. Das ist jetzt geschehen: Am 11. April, berichtet Unistellar, hätten sich Nutzer des eVscope in Belgien, Frankreich, Finnland, Deutschland, Großbritannien, der Schweiz und anderen Ländern verabredet, um den offenbar im Zerfall befindlichen Kometen C/2019 Y4 (ATLAS) zur gleichen Zeit zu beobachten. Die Daten von insgesamt 40 Beobachtungsorten seien im Server von Unistellar zusammengeführt und zu einem „Superbild“ aufbereitet worden. „Unsere Analyse zeigt, dass wir die schwächsten Objekte sehen, etwa sehr blasse Sterne im Hintergrund des Kometen (bis Größe 18)“, sagt Unistellars CTO Arnaud Malvache. Das einzelne Teleskop soll laut Firmenwerbung lediglich Sterne bis Größe 16 sichtbar machen können.

Mehr solcher kollektiven Beobachtungskampagnen sollen folgen. Unistellar arbeitet dafür mit dem SETI Institute zusammen. Frank Marchis, der dort als Astronom arbeitet und wissenschaftlicher Leiter bei Unistellar ist, kann sich vorstellen, neue Supernovae in den Fokus zu nehmen oder Asteroiden zu verfolgen, die nahe an der Erde vorbeifliegen. Auf diese Weise sollen die Nutzer des eVscope nicht nur das Weltall neu erleben, sondern als Citizen Scientists auch zu wissenschaftlichen Entdeckungen beitragen.

(bme)