Atomkomplex Sellafield: Regierung widerspricht Bericht über Hackerangriff

In Großbritannien sorgt ein Bericht für Aufregung, laut dem Atomanlage Sellafield seit Jahren durch Malware kompromittiert ist. Die Regierung widerspricht.

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Gelbe Atommüllbehälter

(Bild: mrlenis1983 / Shutterstock.com)

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Die britische Regierung hat einem Zeitungsbericht widersprochen, laut dem der Nuklearkomplex Sellafield seit Jahren von Gruppen mit Verbindungen zu China und Russland gehackt wird. Das hatte der Guardian am Montag gemeldet und damit für Aufregung gesorgt. Laut dem Artikel wissen die Verantwortlichen nicht, seit wann die IT-Systeme kompromittiert sind, anonyme Quellen hätten von einer ersten Entdeckung einer Sleeper-Malware im Jahr 2015 berichtet. Ob die Schadsoftware entfernt wurde, sei auch nicht bekannt. Vorstellbar sei, dass der Transport von radioaktivem Abfall, die Suche nach Lecks und der Feuerschutz kompromittiert seien, hieß es in der Zeitung. Laut der Regierung gibt es aber keinen Hinweis auf einen erfolgreichen Cyberangriff staatlicher Akteure, zitiert Reuters.

Der Guardian hat darüber hinaus berichtet, dass die Verantwortlichen der Anlage die zuständigen Aufsichtsbehörden jahrelang nicht informiert hätten. Erst im vergangenen Jahr sei Sellafield vom Office for Nuclear Regulation (ONR) "wegen ständiger Versäumnisse bei der Cybersicherheit" in eine Art "Sondermaßnahme" versetzt worden. Gegenüber dem Guardian hat das Amt bestätigt, dass die Anlage den Cybersicherheitsvorgaben nicht nachkomme. Den angeblichen Einbruch und die behauptete Vertuschung habe die Behörde aber nicht bestätigt. Nach der Veröffentlichung des Berichts hat die Regierung laut Reuters erklärt, dass man mit hoher Gewissheit davon ausgehe, "dass keine solche Malware in unserem System existiert". Das habe man dem Guardian vorab auch mitgeteilt.

Die Zeitung hat aber gemeldet, dass das angebliche Ausmaß Probleme erst sichtbar geworden sei, als Angestellte einer anderen Anlage bemerkt hätten, dass sie sich von außen in die Server von Sellafield einloggen konnten. Das sei dem ONR gemeldet worden. Weiterhin berichtet der Guardian, dass externe Auftragnehmer unbeaufsichtigt USB-Sticks in Computer der Anlage stecken konnten. Weiterhin war es bei Dreharbeiten für eine Fernsehserie passiert, dass Zugangsdaten für gesicherte IT-Systeme der Anlage im landesweiten Fernsehen zu sehen waren. Die waren im Sommer 2022 im Hintergrund einer Aufnahme lesbar.

Sellafield liegt im Nordwesten Englands und umfasst außer einem Atomkraftwerk unter anderem das größte Plutoniumlager der Welt sowie eine Atommülldeponie. Auf dem riesigen Areal sind rund 11.000 Menschen beschäftigt. Die Anlage wurde durch einen katastrophalen Brand im Jahr 1957 und zahlreiche nukleare Vorfälle bekannt. Während die britische Regierung den Zeitungsbericht zurückweist, kommen aus der Politik Rufe nach Aufklärung. Die oppositionelle Labour-Partei hat die Regierung jetzt aufgefordert, Zusicherungen zur Sicherheit in Sellafiel zu geben, berichtet der Guardian am Dienstag.

(mho)