Atomkraft: Belgischer Reaktor Tihange 2 geht vom Netz

Nach 40 Jahren Laufzeit wird Block 2 des belgischen AKW Tihange endgültig abgeschaltet. Laufzeiten anderer belgischer Reaktoren waren verlängert worden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 93 Kommentare lesen

Atomkraftwerk Tihange. Block 1 ging 1975 in Betrieb, Block 2 1983 und Block 3 1985.

(Bild: Engie Electrabel)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Andreas Wilkens

Block 2 des belgischen Atomkraftwerks Tihange soll am heutigen Dienstagabend planmäßig heruntergefahren werden. Der Reaktor mit einer Leistung von 1000 MW wird dann nach 40 Jahren Laufzeit endgültig außer Betrieb gehen. Nachdem im September 2022 bereits der Reaktor Doel 3 vom Netz gegangen war, laufen in Belgien nun noch fünf AKW-Blöcke an zwei Standorten. Alle sind Druckwasserreaktoren.

Die belgische Regierung hatte im März 2022 vor dem Hintergrund der Invasion Russlands in die Ukraine beschlossen, nicht wie 2003 geplant bis 2025 aus der Atomkraft auszusteigen, sondern die Laufzeiten der zwei jüngsten Reaktoren Doel 4 und Tihange 3 zu verlängern. Der Betreiber Engie hatte allerdings sicherheitstechnische Bedenken geltend gemacht. Vor drei Wochen folgte der endgültige Beschluss der belgischen Regierung. Ebenso wie bei Doel 3 war für Tihange 2 zwischenzeitlich geprüft worden, auch ihre Laufzeiten zu verlängern. Doel 1 soll am 15. Februar 2025 vom Netz gehen, Tihange 1 am 1. Oktober 2025 und Doel 2 am 1. Dezember 2025.

Die Verlängerung der Laufzeiten der bestehenden AKW soll der Ausweitung erneuerbarer Energie nicht im Weg stehen, teilte die belgische Regierung bei früherer Gelegenheit mit. Im Falle einer Überproduktion könnten Atomkraftwerke auch genutzt werden, um den Wasserstoffmarkt in Belgien voranzubringen. Das Land soll zu einer Drehscheibe für den Import und Transit von grünem Wasserstoff auch bis nach Deutschland werden.

Tihange liegt rund 70 km von Aachen entfernt. Viele Menschen in der Region dort hatten sich bereits Ende 2017 mit Jodtabletten wegen eines möglichen Atom-Ernstfalls eingedeckt. Im August 2018 war Tihange 2 für Wartungsarbeiten heruntergefahren worden. Dabei hatten Inspekteure marode Betonflächen in dem Reaktor entdeckt. Erst im Juli 2019 wurde er wieder in Betrieb genommen. In den Jahren zuvor waren im Reaktordruckbehälter des AKW feine Risse entdeckt worden. Die damalige Bundesumweltministerin Svenja Schulze hatte 2018 dem zuständigen belgischen Minister mitgeteilt, dass sie die Verlängerungen von Laufzeiten von AKW für den falschen Weg halte.

(anw)