Atomkraft: Großbritannien plant Ausbau, Singapur denkt an Einstieg

Der britische Premier will den Anteil der Atomkraft ausbauen. Singapur denkt angesichts neuer Reaktortechnik daran, in diese Energieerzeugung einzusteigen.

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Modell eines SMR.

(Bild: gov.uk)

Lesezeit: 3 Min.

Großbritannien will den Anteil der Atomkraft am nationalen Strommix ausbauen. Das sagte Premierminister Boris Johnson in einem Treffen mit Vertretern der Atomindustrie, darunter von EDF, GE Hitachi Nuclear Energy, Rolls-Royce, Westinghouse und Urenco. Bisher wird in Großbritannien 16 Prozent des Stroms mit Atomkraft erzeugt, Johnson strebt 25 Prozent an.

Johnson geht es nach eigenen Angaben um die Energiesicherheit, zudem solle die Atomenergie "ein wichtiger Teil des zukünftigen Energiesystems des Vereinigten Königreichs als saubere, zuverlässige und sichere Energiequelle sein". Dafür will der Premier noch in diesem Monat eine Strategie vorlegen.

Zunächst aber sollen mehrere Reaktoren stillgelegt werden, während erwartet wird, dass der Strombedarf in den nächsten Jahren stetig steigen wird, unter anderem wegen des Ausbaus der Elektromobilität und alternativer Methoden zur Erzeugung von Wärme. Das bedeutet, in Großbritannien müsste in großem Stil in die Atomkraft investiert werden.

Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass an dem Treffen mit Johnson nicht nur Vertreter der Atomindustrie anwesend waren, sondern auch Vertreter großer Pensionsgesellschaften wie Aviva, Legal & Genral und Rothesay Life, berichtet der britische Guardian. Die britische Regierung versuche schon länger, privates Kapital für den Ausbau der Atomkraft heranzuziehen, doch die Investoren sträubten sich wegen des Risikos. Nun könnten die bisher nach dem Vorbild der EU angewandten Regeln für Versicherungen geändert werden, heißt es in dem Bericht.

Momentan sind in Großbritannien elf Reaktoren an fünf Standorten in Betrieb in Hinkley Point werden zwei Reaktoren gebaut, geplant sind noch jeweils ein Reaktor in Bradwell und Sizewell. Seit Mitte 2021 wurden in Großbritannien vier Reaktoren abgeschaltet, bis Juli dieses Jahres sollen zwei ältere Blöcke in Hinkley Point vom Netz gehen. Die britische Regierung setzt auch auf neue Reaktortechnik wie kleine modulare Reaktoren (SMR), auch Mini-AKW genannt. Ein Modell davon ließ sich Johnson nach eigenen Angaben von Rolls-Royce präsentieren.

An den Einsatz neuer Reaktortechnik, um die Wirtschaft zu dekarbonisieren, denkt auch Singapur. In einem aktuellen Bericht der dortigen Energieaufsicht EMA (PDF) heißt es, neuere Konzepte, die in Ländern wie China, Frankreich, den USA und Russland entwickelt würden, hätten das Potenzial, viel sicherer zu sein als viele der heute eingesetzten AKW. Falls sich die Konzepte als realisierbar erwiesen, könne Singapur mit einer skalierbaren und kohlestofffreien Grundlast-Stromquelle versehen werden. Auch könne Kernbrennstoff effizient gelagert werden.

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"Angesichts der zunehmenden Zahl von Ländern, die Atomenergie zur Dekarbonisierung ihrer Volkswirtschaften einführen, war Singapur nun bereit, die Realisierbarkeit der Atomenergie für den Einsatz im Inland zu bewerten", heißt es in dem EMA-Bericht. SMR-Pilotanlagen hätten erwiesen, dass sie sicher in kleinen Ländern und dicht besiedelten Städten wie Singapur eingesetzt werden könnten. Zusammen mit neuen Methoden der Geothermie könne Atomkraft in 30 Jahren 10 Prozent Anteil am singapurischen Strommix haben.

(anw)