Atomkraft: Großbritannien schiebt drittes großes Reaktor-Projekt an

Wylfa an der nordwalisischen Küste soll als Atomkraftwerk-Standort wiederbelebt werden, gab die britische Regierung bekannt.

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Stillgelegtes Atomkraftwerk Wylfa

Stillgelegtes Atomkraftwerk Wylfa

(Bild: Office vor Nuclear Regulation)

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Die britische Regierung hat Wylfa in Nordwales als Standort für ein neues Atomkraftwerk bestimmt. Dort soll ein Reaktor ähnlicher Kapazität entstehen, wie es zurzeit der französische Konzern EDF in Hinkley Point baut, teilt die britische Regierung mit. Das AKW in Wylfa soll 60 Jahre lang laufen und Energie für sechs Millionen Haushalte bereitstellen.

Ob in Wylfa wie mit Hinkley Point C ein EPR gebaut werden soll, teilte die Regierung nicht mit. Sie beginne nun Gespräche über das Vorhaben mit Unternehmen. Falls dieses umgesetzt wird, würde Wylfa erneut Standort für ein Atomkraftwerk. Die zwei dort seit Anfang der 1970-er Jahre betrieben Reaktoren werden seit 2012 und 2015 stillgelegt.

Mitte dieses Monats berichtete der britische Guardian, der südkoreanische Energieversorger Kepco habe mit der britischen Regierung über ein Projekt in Wylfa gesprochen. Falls Kepco zum Zug kommen würde, könnte an der nordwalisischen Küste ein Reaktor vom Typ APR1400 entstehen. Einen solchen hatten die Vereinigten Arabischen Emirate 2021 in Betrieb genommen.

Pläne, Wylfa als AKW-Standort zu reaktivieren, sind nicht neu. Horizon Nuclear Power hatte 2009 bekannt gegeben, dort ein neues Atomkraftwerk zu errichten. Nachdem Hitachi sich nicht, wie ursprünglich geplant, als Investor an dem Projekt beteiligen wollte, zog Horizon sich zurück.

Großbritannien will die Kapazität des dort mit Atomkraft erzeugten Stroms bis 2050 von 6 auf 24 GW steigern. Entsprechende Pläne gab die Regierung im Januar dieses Jahres bekannt. Atomkraft sei unerlässlich, damit Großbritannien klimaneutral werde, heißt es in der Roadmap. Auch sei es wichtig, von Russland unabhängig zu werden. Deshalb will die britische Regierung 300 Millionen Pfund (knapp 350 Millionen Euro) in eine britische Urananreicherungsfabrik investieren. Ab spätestens 2030 will sie von Russland kein Uran und keine Brennstäbe mehr beziehen und zusammen mit internationalen Partnern alternative Lieferketten aufbauen.

Ebenfalls im Januar stellte sich heraus, dass der Neubau eines EPR in Hinkley Point nicht wir ursprünglich geplant 34 Milliarden Pfund kosten werde, sondern 46 Milliarden Pfund (53 Milliarden Euro).

(anw)