Atomkraft: Russland könnte auch zweites türkisches AKW bauen

In der Türkei wird der erste Atomreaktor in Betrieb genommen. Er stammt von Rosatom, der Konzern könnte auch für einen weiteren Standort zum Zug kommen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 67 Kommentare lesen
Rosatom-Chef und türkischer Energieminister geben sich die Hand

Rosatom-Generaldirektor Alexey Likhachev (l.) und der türkische Energieminister Alparslan Bayraktar.

(Bild: Rosatom)

Lesezeit: 2 Min.

Das zweite Atomkraftwerk in der Türkei könnte so wie das erste vom russischen Staatskonzern Rosatom gebaut werden. Darauf deuten Gespräche zwischen Rosatom-Generaldirektor Alexey Likhachev und dem türkischen Energieminister Alparslan Bayraktar hin. Diese trafen sich vorige Woche zu Gesprächen über die bevorstehende Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Akkuyu, das seit 2018 gebaut wird.

Während der Sitzung haben Likhachev und Bayraktar laut einer Rosatom-Mitteilung auch über die Möglichkeit gesprochen, ein weiteres Atomkraftwerk von Rosatom bauen zu lassen. Details wurden nicht bekannt. Das russische Unternehmen würde den südkoreanischen Konzern Kepco verdrängen, der 2023 der Türkei ein Angebot für vier APR-1400-Reaktoren vorgelegt hat. Als Standorte kamen seinerzeit außer Sinop Ignaeda in Frage. In der Rosatom-Mitteilung ist nun die Rede von Sinop, das ungefähr in der Mitte der türkischen Schwarzmeerküste liegt.

Die Planungen für ein zweites türkisches Atomkraftwerk laufen seit 2012. Für das AKW in Akkuyu nordöstlich von Ankara wird seit 2010 konkret geplant. Dort entstehen vier Druckwasserreaktoren vom Typ WWER V-509 mit einer Gesamtbruttoleistung von 4800 MW. Die Betreiber beteuern, das AKW stehe in einer seismisch sicheren Region. Der türkische Verband der Elektroingenieure hatte 2011 darauf hingewiesen, das AKW Akkuyu sei nur 25 km von einer seismischen Verwerfung entfernt.

Seit April dieses Jahres wird – mit einem Jahr Verspätung – daran gearbeitet, den ersten Reaktor des AKW Akkuyu in Betrieb zu nehmen. Anfang dieses Monats hieß es in Medienberichten, die Inbetriebnahme verzögere sich weiter, und zwar als Folge der Sanktionen gegen Russland. Rosatom plant, dass bis 2028 alle vier Reaktoren des AKW in Betrieb sind und dann 10 Prozent des türkischen Strombedarfs decken. Für weitere Atomkraftprojekte wie zum Beispiel mögliche Small Modular Reactors spricht die türkische Regierung mit dem US-Unternehmen Westinghouse, auch China sei in Gesprächen mit der Türkei, berichtete Bloomberg.

(anw)