Atomkraftwerk Temelin soll bald in Betrieb gehen

Überraschend schnell wurde das Genehmigungsverfahren für das umstrittene tschechische Atomkraftwerk Temelin abgeschlossen.

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Von
  • Arne Mertins

Überraschend schnell wurde das Genehmigungsverfahren für das umstrittene tschechische Atomkraftwerk Temelin abgeschlossen. Wie die Nachrichtenagentur CTK am Dienstag meldete, beendete die atomrechtliche Aufsichts- und Genehmigungsbehörde SUJB soeben das Verfahren. Die Genehmigung werde in den nächsten Tagen erteilt werden. Schon einige Stunden später werde dann mit der Installation der Brennstäbe begonnen, kündigte ein Sprecher des Kraftwerks laut CTK an.

Die so genannte Erstbeladung werde elf Tage dauern, erklärte ebenfalls nach CTK ein SUJB-Sprecher. Während der Testphase sei die Genehmigung noch an Auflagen gebunden. Sollte der Kraftwerksbetreiber Einwände gegen den Vertrag erheben, müsste die Beladung des Reaktors verschoben werden. Alle benachbarten Länder seien über die Entscheidung informiert worden.

Mit der nun erfolgenden Genehmigung ging ein Jahrzehnt des Ringens gegen den Weiterbau des 150 Kilometer südlich von Prag gelegenen Kraftwerkes sowjetischer Bauart in die letzte Phase. Im Laufe des Genehmigungsverfahrens war es zu massiven Vorwürfen in der tschechischen Presse gegen den transnational agierenden US-Konzern Westinghouse gekommen, welcher das Ausschreibungsverfahren durch Manipulationen und bestechungsähnliche Eingriffe beeinflusst haben soll.

Tschechische Anti-AKW-Initiativen beklagen, dass der konzertierte Druck aller Nachbarländer gefehlt habe. Mit Ausnahme Österreichs seien die Proteste "zahnlos" gewesen. In tschechischen Anti-AKW-Kreisen wurde die Vermutung laut, dass die Umrüstungen osteuropäischer AKWs in geheimen Zusatzprotokollen Bestandteil des sogenannten Ausstiegskonsenses in Deutschland sei, um der EU-Atomlobby noch weiterhin lukrative Geschäfte in Osteuropa zu sichern.

Bundesumweltminister Jürgen Trittin verurteilte in einer Presseerklärung den überraschend schnellen Abschluss des Genehmigungsverfahrens. Dies lasse keine Zeit mehr, sich in einer unabhängigen Analyse vom Sicherheitszustand des Kraftwerks zu überzeugen, kritisierte er. Bisher sei ja die zweite Augusthälfte als voraussichtlicher Zeitraum der Erstbeladung genannt worden. Auf dieses Datum sei eine vom Bundesumweltministerium initiierte und vom bayerischen Umweltressort mitfinanzierte Untersuchung abgestimmt gewesen. Die Ergebnisse der Bewertung sollten vor der Beladung mit den tschechischen Behörden besprochen werden, um noch Verbesserungen vornehmen zu können, erklärte Trittin.(Ekkehard Jänicke)

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