Atomkraftwerke in der Ukraine: IAEA mahnt eindringlich zur Vorsicht

In der Ukraine wurde eine Entsorgungsanlage für leicht radioaktive Abfälle beschädigt. Für die UN-Atomaufsicht Grund, erneut zur Vorsicht zu mahnen.

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15 Reaktoren gibt es insgesamt in der Ukraine, sechs davon allein in Saporischschja.

(Bild: SNRIU)

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Rafael Mariano Grossi, Generalsekretär der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, hat erneut dazu aufgerufen, die Sicherheit aller kerntechnischen Anlagen in der Ukraine nicht durch Kampfhandlungen zu gefährden. Ein solcher Vorfall könne schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der Menschen und für die Umwelt haben.

Anlass für seinen erneuerten Appell ist eine Meldung der ukrainischen Atomaufsicht SNRIU, laut der in der Nähe der Stadt Charkiw in der Nordostukraine ein Transformator einer Entsorgungsanlage für leicht radioaktive Abfälle beschädigt worden sei.

Es sei zwar keine Freisetzung radioaktiven Materials gemeldet worden. Grossi wies aber laut Mitteilung darauf hin, dies müsse ein "klarer und warnender Hinweis auf die zwingende Notwendigkeit sein", die Sicherheit einer kerntechnischen Anlage nicht zu gefährden.

Die SNRIU habe der IAEA weiter mitgeteilt, dass die Atomkraftwerke des Landes stabil und im normalen Betrieb geblieben seien. In der Ukraine stehen vier AKW mit insgesamt 15 Reaktoren, die etwa die Hälfte des in der Ukraine benötigten Stroms liefern; das Land bezieht keinen Strom aus dem Ausland, vier Reaktoren sind zurzeit abgeschaltet. Die IAEA stehe in ständigem Austausch mit der SNRIU.

Russische Streitkräfte haben in diesen Tagen die Kontrolle über das Sperrgebiet des ehemaligen Atomkraftwerks Tschernobyl in der Nordukraine übernommen. Das dort diensthabende Personal habe sich seit dem 24. Februar, dem Tag des Überfalls Russlands, nicht geändert. Grossi mahnte erneut, dass der Betrieb der Anlagen der Sperrzone in keiner Weise beeinträchtigt oder gestört werden dürften. Das Personal müsse in der Lage bleiben, wie bisher zu arbeiten und auch Pausen einzulegen.

Am Freitag hatte die SNRIU erhöhte Strahlungswerte in Tschernobyl gemeldet. Sie seien möglicherweise durch schwere Militärfahrzeuge verursacht worden, die kontaminierten Boden aufwirbelten. Die IAEA meint, die Strahlungswerte seien niedrig geblieben und stellten keine Gefahr für die Öffentlichkeit dar. Es wurden keine weiteren Strahlungsdaten aus der Ausschlusszone empfangen.

Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz beobachtet die Lage, sämtliche Messeinrichtungen würden regelmäßig überwacht, darunter auch die Spurenmessstelle auf dem Schauinsland bei Freiburg, hieß es am Freitag. In Tschernobyl könnte insbesondere Gefahr entstehen, wenn die Schutzhülle über dem 1986 explodierten Block 4 beschädigt wird. Dann könnte Radioaktivität austreten.

(anw)