Atommüllendlager: Suche könnte 45 Jahre länger als geplant dauern

Das Öko-Institut bezweifelt in einem Gutachten, dass die Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll im Jahr 2031 abgeschlossen sein wird.

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Castor-Behälter stehen in Reihen

Visualisierung des hochradioaktiven Atommülls in Castor-Behältern, der eingelagert werden muss.

(Bild: BASE)

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Ein Endlager für den hochradioaktiven Atommüll in Deutschland wird voraussichtlich nicht wie geplant Anfang der 2030er-Jahre gefunden sein, sondern erst 45 Jahre später als bisher geplant. Die Prüfzeiten dauerten länger als angenommen, geht aus einem Gutachten hervor, das das Öko-Institut im Auftrag des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) erstellt hat.

Die im Standortauswahlgesetz (StandAG) angestrebte Zielmarke 2031 könne aufgrund der gesetzlich vorgegebenen Verfahrensschritte keinesfalls erreicht werden, heißt es in dem Gutachten (PDF). "Selbst bei einem idealen Projektablauf muss damit gerechnet werden, dass das Verfahren erst im Jahr 2074 abgeschlossen werden kann."

2020 war noch die Rede davon, dass die Standortsuche für ein Atommüllendlager 2031 abgeschlossen und ab 2050 Behälter mit hochradioaktivem Abfall eingelagert werden könnte. Seinerzeit wurden die infrage kommenden Regionen auf 54 Prozent des Bundesgebiets eingegrenzt. Nun heißt es aus dem Bundesumweltministerium, das Verfahren könne wohl nicht wie gesetzlich vorgeschrieben 2034 abgeschlossen sein. Allerdings werde es die in der Studie angenommenen Prüfzeiten durch künftige Optimierungen im laufenden Suchverfahren stark verkürzen können, berichtet der Deutschlandfunk.

Das Öko-Institut hat verschiedene Risiken identifiziert, durch die die Suche nach dem Endlager länger werden könnte. Dazu zählt sie, dass eine hohe Anzahl an Standortregionen vorgeschlagen wird, was sich auf folgende Verfahrensschritte auswirken kann. Proportional zur Anzahl der Standortregionen müssten Regionalkonferenzen (RK) eingerichtet werden. Mit der Anzahl an RK wachse unter anderem die Wahrscheinlichkeit für Konflikte und Verzögerungen durch inhaltliche Rückfragen, wissenschaftlichen Klärungsbedarfe und Verfahrensunklarheiten, heißt es in dem Gutachten.

Mit steigender Anzahl der Standortregionen steige auch der Aufwand dafür, die Nachprüf- und Stellungnahmeverfahren vorzubereiten und zu bearbeiten sowie insgesamt für die Erörterungstermine, die pro Standortregionen durchgeführt werden müssen. "Die Berücksichtigung aller Ergebnisse aus der höheren Anzahl dieser Termine ruft zusätzlich vermehrte Aufwände bei der Vorhabenträgerin und andererseits einen erhöhten Prüfaufwand bei der Regulierungs- und Aufsichtsbehörde hervor."

Das Gutachten habe dem BASE seit Februar vorgelegen und sei im Juli dem Bundesumweltministerium übergeben worden, berichtet der Deutschlandfunk. Erst nachdem der Sender darüber berichtet hätte, sei es vom BASE ins Internet gestellt worden. Der hochradioaktive Müll wird in über 1000 Castor-Behältern an verschiedenen Orten in Deutschland zwischengelagert. Für die Standorte Ahaus und Gorleben laufen die Genehmigungen 2034 aus, für andere Lager in den 2040ern. Die Behälter sind nicht für eine derart lange Nutzung in Zwischenlagern konzipiert.

(anw)