Auf Abwegen: Die US-Regierung und der Bitcoin-Schatz von Silk Road

Die USA wollen den Betreiber des illegalen Online-Handelsplatzes Silk Road hinter Gitter bringen. Obwohl der Prozess noch nicht begonnen hat, versteigert die Regierung bereits dessen Bitcoins in Millionenwert. Der Angeklagte hat offenbar nichts dagegen.

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Bitcoins

(Bild: dpa, bitcoin.org)

Lesezeit: 3 Min.
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  • Mit Material von Hannes Breustedt
  • dpa

Drogenhandel, Geldwäsche, Computer-Hacking und Identitätsdiebstahl: Diese kriminellen Machenschaften sollen gut 144.000 Bitcoins eingebracht haben, die das FBI im Oktober 2013 bei der illegalen Online-Plattform Silk Road beschlagnahmt hat. Davon geht zumindest der New Yorker Staatsanwalt Preet Bharara aus. Er brachte bereits Mafia-Paten und Wall-Street-Größen in den Knast, nun ist der mutmaßliche Silk-Road-Betreiber Ross U. dran. Dessen Gerichtsverhandlung beginnt zwar erst im Januar, doch die US-Regierung versteigert schon die Bitcoins, die bei ihm sichergestellt wurden.

"U. hat einen Antrag gestellt, in dem er versichert, der Besitzer der Bitcoins zu sein, die auf seinem Computer gefunden wurden, und in dem er die Beschlagnahmung dieser Bitcoins anficht“, hatte die Staatsanwaltschaft bereits im Januar mitgeteilt. Der – formal – offene Ausgang des Gerichtsverfahrens hält die Regierung aber nicht davon ab, in großem Stil Bitcoins aus dem Silk-Road-Fundus zu verkaufen.

Bereits im Juli hatte die Justizbehörde US Marshals Service 30.000 auf den Silk-Road-Servern beschlagnahmte Bitcoins unter den Hammer gebracht und damit etwa 20 Millionen US-Dollar eingenommen. An diesem Donnerstag werden Gebote für weitere 50.000 Einheiten der Digitalwährung angenommen. Auch der Rest soll über kurz oder lang versteigert werden. Es geht um viel Geld: Zum aktuellen Handelspreis von 380 Dollar wäre der Bitcoin-Schatz des Angeklagten fast 55 Millionen Dollar wert. Der Mann, der unter dem Pseudonym „Dread Pirate Roberts“ agiert haben soll, hat den Auktionen allerdings zugestimmt.

Schlechtes Timing? Anfang des Jahres hätte eine Auktion deutlich bessere Preise erzielt.

(Bild: Blockchain.info)

Man habe sich Ende Januar mit U. geeinigt, dass "die Vereinigten Staaten in alleinigem Ermessen einige oder alle dieser Bitcoins verkaufen können", erklären die US Marshals. Warum erhebt das mutmaßliche Silk-Road-Mastermind erst Anspruch auf sein Digitalgeld, um dann dessen Versteigerung durch die Regierung zu vereinbaren? Eine Erklärung lieferte eine Sprecherin der Justizbehörde kürzlich dem US-Finanzmagazin Forbes: Der Erlös wandere auf ein Treuhandkonto, solange der Prozess gegen U. andauere – sollte er freigesprochen werden, werde man ihm das Geld auszahlen.

Das beiderseitige Interesse, die Bitcoins zu Geld zu machen, könnte am Wechselkurs liegen. Im Januar, als sich die Parteien auf den Verkauf durch die Regierung einigten, war ein Bitcoin noch mehr als 900 US-Dollar wert – eine gute Gelegenheit zum Ausstieg. Doch seitdem ging es abwärts auf aktuell rund 380 US-Dollar. Entsprechend verhalten sind die Erwartungen an die zweite Versteigerung.

"Die Teilnehmer dürften aggressiv auf Schnäppchen abzielen, Gebote über dem Marktpreis sind kaum zu erwarten", sagt Steven Englander, Chef der Citigroup-Devisenanalyse. Gutes Timing sieht dann wohl doch anders aus. (axk)