Auf der Straße liegt das Glück der Fotografen: Die Bilder der Woche KW 22

Gute Fotomotive gibt es überall, man muss nur genug Geduld und den richtigen Ansatz mitbringen.

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Zwei Menschen auf einer Brücke

(Bild: K P K)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Tom Leon Zacharek

Street-Fotografie ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden, denn sie ermöglicht es Fotografen, authentische Alltagsituationen festzuhalten. Auch viele unserer Galeriefotografen nutzen das Genre, um besondere Momente festzuhalten oder ihre eigene Weltsicht zu visualisieren. In den Bildern dieser Woche möchten wir Ihnen einige der schönsten Bilder vorstellen.

c't Fotografie 3/24

Ruhrort

(Bild: Gernot Schwarz)

Mit seinem iPhone schaffte Gernot Schwarz diesen Schnappschuss namens Ruhrort. Zwei kleine Mädchen laufen Arm in Arm den Bürgersteig hinunter. Das Bild erzählt eine wunderschöne Geschichte, die sich im Kopf des Betrachters vervollständigt. Die kindliche Leichtigkeit eines freien Nachmittags, der Regenschirm über den Köpfen der beiden und die Kreidebilder auf den Gehwegplatten untermalen die Szene passend und bieten jede Menge Interpretationsspielraum.

Talking II

(Bild: K P K)

„Das Foto Talking II ist während eines von mir organisierten Fotografentreffens mit circa 40 Teilnehmern aus verschiedenen europäischen Ländern entstanden. Die Fußgängerbrücke zwischen zwei Regierungsgebäuden gehört bei jedem Berlin-Besuch zu den Motiven, die ich immer gerne erneut aufsuche. Die strengen geometrischen Strukturen der Brücke werden hier durch die beiden miteinander sprechenden Menschen aufgelockert. Der wolkenlose Himmel unterstützt die minimalistische Anmutung des Bildes“, berichtet Klaus-Peter Kubik (K P K) über seine minimalistische Aufnahme.

The man comes around

(Bild: offramp)

The man comes around von offramp zeigt sehr schön wie man mit harten Kontrasten zwischen Licht und Schatten eine gelungene Komposition schaffen kann. Die urbane Szene wurde scheinbar in einer Tiefgarage oder Unterführung aufgenommen. Fahrräder lehnen an einem Geländer, das den Blick durchs Bild nach rechts leitet. Dort entdeckt der Betrachter die Silhouette einer laufenden Person. Sie verleiht der Aufnahme Dynamik und eine menschliche Komponente. Die Umsetzung in Schwarz-Weiß ist ein Klassiker bei den harten Kontrasten, die häufig bei hellem Tageslicht entstehen. Die Spiegelung des Lichts in den Deckenträgern gibt der im Schwarz versinkenden Fläche der Decke eine Struktur.

Stadtmusikant

(Bild: Reiner von der Schlei)

"1968 […] Ich hatte die Fotografie für mich entdeckt und orientierte mich an der Fotografengruppe 'fotoform', lernte eines der Mitglieder, Peter Keetman, kennen und stürzte mich fortan in das städtische Geschehen von München, war permanent auf der Suche nach dem lebendigen Treiben und dessen Protagonisten. Um auf Augenhöhe des Musikanten die Szene darzustellen, ging ich auf die Knie. Während die Passanten sich zwischen uns schoben und vorübereilten, passte ich diesen Moment mit freiem Blick auf den Banjo-Spieler ab. Der Moment an sich war zu jener Zeit nichts Besonderes, die Art der Darstellung dagegen schon. Viele machten Bilder von oben herab, ich fand diese Perspektive aber viel interessanter", erzählt Reiner Weber (Reiner von der Schlei) über sein Foto Stadtmusikant.

Stonehenge Frühjahr 2013

(Bild: Booorn)

Das Bild Stonehenge Frühjahr 2013 von Björn Fey (Booorn) kam durch Zufall in die Auswahl dieser Woche. Da der Ersteller des eigentlich ausgewählten Bildes dies kurz vor der Veröffentlichung löschte, wählte das System ein zufälliges Foto aus der Galerie.

Obwohl Björn Fey zuletzt 2014 ein Bild in der c't-Foto-Galerie hochlud und trotz der langen Zeit zwischen Upload und Auswahl, schrieb uns der Fotograf eine Mail und erinnerte sich, wie die Aufnahme damals entstand: "Das ist sehr lange her. Ich habe damals nach einer Möglichkeit gesucht, Stonehenge in schönes Licht zu rücken. Da im März 2013 die Sonne relativ gut hinter Stonehenge unterging und noch dazu klares Wetter war, habe ich einen etwa 50 Meter entfernt gelegenen Hügel aufgesucht und das 70-200er ausgepackt. Durch die Position oben auf dem Hügel wirkt es, als ob man auf Augenhöhe mit den Steinen steht, die selber auf einem Hügel stehen."

Schachmatt, Flasche leer

(Bild: Joachim Kopatzki)

Schachmatt, Flasche leer von Joachim Kopatzki ist die Momentaufnahme einer Szene, die er in einem kleinen Bergdorf auf Kreta entdeckte. Bilder aus der Vogelperspektive und mit klaren Mustern gehören schon länger zum Stil des Galeriefotografen. Auch hier ist die Umsetzung wieder gut gelungen und erzählt gleichzeitig eine Geschichte. Sie beginnt mit dem scheinbaren Widerspruch zwischen dem klaren Muster des Schachbretts und den durcheinander liegenden Flaschen darauf. Was davor geschehen ist und wie es weitergeht, wird der Fantasie des Betrachters überlassen.

"Am Rande eines kleinen Dorfes sah ich beim Vorbeifahren, das Schachspiel. Ich fuhr weiter und nach circa fünf Kilometern wendet ich und fuhr zurück, um das Foto zu machen", erinnert sich der Fotograf.

Stahlwerk

(Bild: Addi Beck)

Addi Beck stellt das UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte in seinem Bild Stahlwerk einmal etwas anders dar. Das Gebäude erscheint verschwommen und ist kaum zu erkennen. Es wirkt, als würde es in sich zusammenfallen. Der Bewegungseffekt, den der Fotograf hier in seine Aufnahme integriert, hebt dafür die Größe des Hauses und des Schornsteins hervor und sorgt für Dynamik, die das Interesse des Betrachters weckt.

"Das Ursprungsbild entstand bei einer Exkursion 2020 in der Völklinger Hütte. Damals lag der fotografische Fokus auf Rost und Strukturen. Im Rahmen einer Neubearbeitung einiger Bilder habe ich dieses Bild aufgrund der zahlreichen senkrechten Linien im Format 16:9 beschnitten und den Wischereffekt sowie einen weißen Rahmen in Photoshop hinzugefügt", schrieb uns der Fotograf.

Die Bilder der Woche KW22 (7 Bilder)

Samstag: Ruhrort
(Bild: Gernot Schwarz)

(cbr)