Aufruhr und Argwohn um Newcomer CVB

"Zahlen Sie nie wieder zuviel" -- mit dieser Aufforderung und einer langen Preisliste voller Überraschungen versetzte ein Newcomer vergangenen Monat die Branche in Aufregung und sich selbst unter Betrugsverdacht.

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Von
  • Christian Persson

"Zahlen Sie nie wieder zuviel" -- mit dieser Aufforderung und einer langen Preisliste voller Überraschungen versetzte ein Newcomer vergangenen Monat die Branche in Aufregung und sich selbst unter Betrugsverdacht. Der Lindauer Computer-Versand Boch (CVB) inserierte seine Tiefstpreise großformatig in etlichen Computermagazinen, darunter auch c't.

"Das kann doch überhaupt nicht wahr sein!" regte sich ein Mitbewerber am Telefon auf. CVBs Verkaufspreise lägen zum Teil weit unter seinen Einkaufspreisen. "Nicht einmal Großabnehmer kriegen solche Konditionen, und dazu noch inklusive Mehrwertsteuer." Auf die Fax-Anforderung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen habe CVB nicht reagiert; telefonisch sei Boch nicht zu erreichen: "Das Ganze stinkt nach Betrug."

Die c't-Redaktion verzeichnete unzählige Anfragen von skeptischen Kaufinteressenten, denen vor allem die geforderte Vorauskasse verdächtig vorkam. Etliche bestellten und überwiesen freilich erst einmal munter drauflos und kamen erst später ins Grübeln. Auch bei der aufmerksamen Kriminalpolizei in Lindau schrillten die Alarmglocken. Ein Beamter suchte die Firma auf und befragte den Inhaber Alexander Boch. Dabei ergaben sich zunächst, so die Kripo, "keine Anhaltspunkte für eine strafbare Handlung."

Auch die Recherchen von c't brachten bis heute nichts zutage, was einen Betrugsvorwurf rechtfertigen würde. Doch etliche Fragen und Unstimmigkeiten blieben ungeklärt: Gibt es die angebotene Ware überhaupt? -- Ein 400-MHz-Pentium, wie von CVB inseriert, ist jedenfalls definitiv nicht auf dem Markt. Aus welchen Kanälen könnten Produkte stammen, die weit unter Preis verkauft werden sollen? Wie will das Einmann-Unternehmen Service und Gewährleistung sicherstellen?

Offenbar ist der furiose Start des 26jährigen Boch in das PC-Business mit erheblichen Risiken behaftet -- für ihn selbst und für seine Kunden. Der Kripo gegenüber hat er erklärt, die billige Ware beziehe er aus dem osteuropäischen Ausland. c't erfuhr von seiner aus Bulgarien stammenden Mutter, Wassilka Boch, daß sich ihr Sohn am 20. August dorthin aufgemacht habe, um seine Einkäufe zu erledigen. Die günstigen Angebote habe er "von einer großen Firma" erhalten.

Bis Anfang September war Boch noch nicht zurückgekehrt. "Mein Sohn ruft jeden Tag an," versicherte Wassilka Boch, "er steht mit einem Lastwagen voller Sachen an der Grenze und wartet darauf, daß die Zollgebühren überwiesen werden." Aus Sicherheitsgründen habe er nur eine geringe Menge Bargeld mitgenommen. In Lindau warteten auch Ehefrau und Kind auf seine Rückkehr. "Wir machen uns so große Sorgen, daß Alexander überfallen und beraubt wird."

Ein Sprecher der IHK Lindau kommentierte: "Boch wollte offenbar eine Art Sammelbestellung organisieren. Das ist ja für sich genommen zunächst einmal nichts Unseriöses. Man muß nun abwarten, ob die Ware geliefert wird." Potentiellen Käufern sei jedenfalls zu raten, sich nicht auf die Vorauskasse einzulassen: "Wenn es nicht gelingt, mit CVB andere Zahlungsmodalitäten zu vereinbaren, würde ich von der Bestellung Abstand nehmen." (cp)