Australien: Lieferfahrzeuge der Post testen Mobilfunknetze

180.000 Straßenkilometer müssen in Australien jährlich abgefahren werden, um die Mobilfunk-Qualität zu testen. Die Post fährt sowieso und wird nun eingespannt.​

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Roter Mercedes-Can mit Aufschrift "Australia Post"

(Bild: EurovisionNim CC BY-SA 4.0)

Lesezeit: 3 Min.

Die australische Post wird für Qualitätstests der Mobilfunknetze des Landes eingespannt. Schließlich sollen in den nächsten drei Jahren jährlich 180.000 Kilometer Straße abgefahren werden, um zu erheben, wie gut die Funksignale sind, und welche Datenbandbreite und -latenzen erzielt werden, und ob SMS und Telefonate funktionieren. Da die Post auf vielen dieser Straßen sowieso unterwegs ist, werden deren Fahrzeuge nun mit Handys, GPS-Antenne und kleinen Computer ausgerüstet.

Damit werden die für die Qualitätstests notwendigen Daten erhoben. Zum Einsatz gelangen handelsübliche Samsung-Handys (S23), getrennt für jeden der drei australischen Netzbetreiber Optus, Telstra und Vodafone. Genutzt werden sowohl Autos für lokale Zustellung von Post als auch Lastkraftwagen für Ferntransporte. Organisiert wird das Projekt von Accenture im Auftrag der australischen Bundesregierung. Ergänzt werden die Informationen durch 77 fixe Messstationen in Postämtern sowie mittels Crowdsourcing gesammelter Daten echter Mobilfunknutzer. Geprüft werden 4G- und 5G-Netze; 3G (UMTS) wird am 28. Oktober deaktiviert.

Die Qualitätsmessungen sind Teil eines Milliardenprojekts der australischen Bundesregierung, um die Netzabdeckung in ländlichen Regionen zu verbessern. "Jeder Australier verdient es, Zugang zu verlässlicher Mobilfunkabdeckung zu haben, egal, wo sie wohnen", meint die zuständige Kommunikationsministerin Michelle Rowland. Zu den Maßnahemn zählt ein Mobilfunk-Zwang für neue Siedlungen.

Der größte Brocken, 480 Millionen australische Dollar, ist dazu vorgesehen, 120.000 derzeit mit Satelliteninternet versorgte Haushalte auf standortgebundenen Funk (Fixed Wireless Access, FWA) umzustellen. Das sollen allen Angeschlossenen mindestens 100 Mbit/s Bandbreite bringen, 85 Prozent sogar 250 Mbit/s. Ein kleinerer Teil des Budgets (30 Millionen Dollar) ist zur Verbesserung der Netzabdeckung auf Feldern reserviert, um vernetzte Landwirtschaft zu fördern. Durch weitere Maßnahmen summiert sich das Projektvolumen auf insgesamt 1,1 Milliarden Dollar (rund 691 Millionen Euro) aus Bundesmitteln, dazu kommen Beiträge einzelner australischer Staaten.

Accenture misst zunächst Signalstärke (Reference Signals Received Power, RSRP), Signal-Rausch-Verhältnis (genauer gesagt die Signal to Interference & Noise Ratio, SINR), Rufaufbauerfolgsraten, Internetzugriffserfolgsraten, SMS-Übertragung, Datenbandbreiten sowie Rundlaufzeiten. Während der drei Monate langen Pilotphase wird ausschließlich in einigen Postfahrzeugen sowie Postämtern gemessen. Daran schließt sich die eigentliche Studie an, die bis Mitte 2027 dreimal durchgeführt werden sollen. Dabei sollen mehr Fahrzeuge auf mehr Straßen mehr Parameter erheben; zudem wird auch im Freien sowie mit besseren Antennen gemessen, nicht aber in Innenräumen. Offenbar nicht vorgesehen ist, zwischen "echten" Mobilfunksignalen sowie durch private Verstärkeranlagen weiterverbreiteten Signalen zu unterscheiden.

Eine grobe Zusammenfassung der Crowdsourcing-Daten wird bereits auf einer Landkarte veröffentlicht. heise online hat sich an Accenture gewandt, um nähere Informationen zur Crowdsourcing-Methode zu erhalten, und wird diesen Artikel gegebenenfalls ergänzen.

(ds)