Autobahnen vs. Schiene: Streit über Bahnstrecke Uelzen – Lüneburg

Sollten bestehende Bahnstrecken erweitert oder neue gebaut werden? Dieser Streit entzündet sich in Norddeutschland. Dabei wird ein weiterer Konflikt deutlich.

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(Bild: Stadt Lehrte)

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Die Politik solle Neubauten für Schienen- und Straßenverkehr nicht mit zweierlei Maß messen. Das fordern Interessenverbände, die sich für den Schienenverkehr einsetzen. Aufhänger für ihre Kritik ist die aktuelle Debatte über ein Teilstück des geplanten Ausbaus der bestehenden Schienenstrecken im Dreieck Hannover–Hamburg–Bremen zwischen Lüneburg und Uelzen. Der niedersächsische Verkehrsminister Bernd Althusmann setze sich zwar für einen Neubau der A20 und A39 ein; auch fordere er, die A2 zwischen Hannover und Bielefeld auszubauen, er lehne aber eine Eisenbahn-Neubaustrecke parallel zu dieser Autobahn ab, sagen die Verbände.

"Diese straßenfixierte Verkehrspolitik verhindert den Umstieg auf die und den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel", meint dazu Frank Böhnke aus dem Vorstand des Bahnkunden-Verbands. Zusammen mit Pro Bahn und dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert sein Verband, auch offen über Neubaustrecken zu diskutieren.

Eine solche ist in dem Großprojekt des Ausbaus der Bahnverbindungen im Raum Hamburg, Hannover und Bremen zwischen Lüneburg und Uelzen laut dem "Alpha-E-Konsens" genannten bisherigen Plan nicht vorgesehen. Stattdessen soll dort ein drittes Gleis verlegt werden. Dies aber würde keine Beschleunigung und nur wenig zusätzliche Kapazität bringen. Außerdem müssten die bestehende Strecke und alle Bahnhöfe und Ortsdurchfahrten umgebaut werden, was länger dauern würde und teurer wäre als ein Neubau, schreiben die Verbände.

"Die Verkehrswende braucht komplett neue Bahnstrecken", ergänzt Böhnke. Ein drittes Gleis parallel zu den vorhandenen zu bauen würde bedeuten, "dass über Jahre Ersatzverkehre und Unterbrechungen die Nerven der Fahrgäste entlang der Strecke arg strapazieren würden. Ganze Orte würden ihre Struktur und Gestalt verändern und fast komplett über Jahre zu einer Großbaustelle werden".

Als Alternative schlagen die Verbände vor, entlang der A7 oder B3 neue Strecken zu bauen. Davon würden weniger Menschen betroffen sein als vom bestehenden Plan. Von der Alternative könne der Nahverkehr profitieren, denn an den neuen Strecken könnten in kleineren Orten Zwischenhalte eingerichtet werden, wie es beispielsweise an den neuen Strecken Köln – Frankfurt oder Nürnberg – Ingolstadt geschehen sei. Hier könnten nach Meinung der Verbände Orte wie Egestorf, Bispingen, Soltau oder Bergen profitieren.

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Über einen Aus- oder Neubau der Schienenverbindungen in dem norddeutschen Dreieck wird bereits seit etwa 50 Jahren nachgedacht. Bis vor einigen Jahren kam dabei das Konzept einer "Y-Trasse" aus Neu- und Ausbaustrecken in den Vordergrund. Der Bund beschloss 2010, die Planungen für die Y-Trasse als Personenverkehrsstrecke nicht weiterzubetreiben. Er beauftragte die Deutsche Bahn, Alternativen zu dem Konzept zu entwickeln. Nach Protesten möglicherweise betroffener Kommunen wurde das "Dialogforum Schiene Nord" gegründet. Darin haben unter anderem Vertreter der Kommunen, Länder und des Bundes Trassenvarianten ausgearbeitet, darunter "Alpha E".

Niedersachsens Verkehrsminister Althusmann (CDU) hatte im Juli auf einem Treffen mit Vertretern der von Alpha E betroffenen Kommunen den Ausbau bestehender Strecken als "Mittel der Wahl" bezeichnet. Planungen für einen Neubau von Schienenstrecken entlang der A7 bezeichnete der als "utopisch".

(anw)