Autonomy: Prozess um Betrug bei HPs Milliardendeal endet mit Freispruch

Der Betrugsprozess um den Verkauf von Autonomy an Hewlett-Packard endete mit einem Freispruch des Ex-Besitzers Mike Lynch.

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(Bild: Lutsenko_Oleksandr/Shutterstock.com)

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Der Prozess um Betrugsvorwürfe gegen den Ex-Autonomy-Besitzer Mike Lynch ist mit einem Freispruch in allen Anklagepunkten ausgegangen, wie die Financial Times (FT) berichtet. Dem britischen Technik-Tycoon war vorgeworfen worden, 2011 im Zusammenhang mit dem Verkauf seines Softwareunternehmens an Hewlett-Packard (HP) den Wert seiner Firma künstlich aufgebläht und sich so einen Vorteil verschafft zu haben. HP zahlte rund 11,7 Milliarden US-Dollar für das Unternehmen. Lynch selbst verdiente etwa 500 Millionen Britische Pfund mit dem Verkauf.

Ein Geschworenengericht in San Francisco hat Lynch in allen Anklagepunkten für nicht schuldig befunden und den ehemaligen Manager auch aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Bei einer Verurteilung hätten Lynch mehr als 20 Jahre Gefängnis gedroht. Lynch hatte bestritten, selbst die Geschäftszahlen von Autonomy geschönt zu haben, um so möglicherweise einen besseren Verkaufspreis zu erzielen.

Er behauptete, er habe sich auf die technische Entwicklung der Software von Autonomy konzentriert, um die Buchhaltung habe er sich nicht gekümmert. Vielmehr schob Lynch die Verantwortung dafür auf andere Führungskräfte, allen voran seinen ehemaligen Finanzchef, der bereits erfolgreich wegen Betrugs angeklagt und zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war. Zudem warfen die Verteidiger HP vor, den Deal nicht ordentlich geprüft und die Übernahme nicht sorgfältig genug vorbereitet zu haben. Außerdem sei Lynch an den fraglichen Transaktionen, die ein besseres Geschäft vorgetäuscht hätten, nicht beteiligt gewesen. Der ehemalige Autonomy-Finanzmanager Stephen Chamberlain, der auch angeklagt worden war, wurde ebenfalls freigesprochen.

Lynch war 2018 in den USA angeklagt und von Großbritannien ausgeliefert worden, nachdem ein britisches Gericht 2022 in einem ähnlich gelagerten Betrugsfall zugunsten von HP entschieden und dem Konzern 4 Milliarden US-Dollar Entschädigung zugesprochen hatte. In den USA stand Lynch unter Hausarrest. Der Prozess hatte im März 2024 begonnen.

"Ich bin hocherfreut über das heutige Urteil und danke den Geschworenen für ihre Aufmerksamkeit, die sie in den letzten 10 Wochen den Fakten gewidmet haben", sagte Lynch in einer Erklärung.

Lynch will nun aus den USA wieder nach Großbritannien zurückkehren, um sich dort seiner Familie zu widmen. Außerdem will er nach eigenen Angaben neue technische Projekte in Angriff nehmen.

Lynch war Mitbegründer des 1996 gegründeten britischen Softwareunternehmens Autonomy. Schnell entwickelte sich Autonomy zu einem der größten Unternehmen Großbritanniens. Zwischen Lynch, Bill Gates und Steve Jobs wurden sogar Vergleiche gezogen.

Die von Autonomy entwickelte Software konnte nützliche Informationen aus unstrukturierten Quellen wie etwa Telefongesprächen, E-Mails und Videos extrahieren. Das Unternehmen wurde 2011 an HP veräußert. Zu diesem Zeitpunkt galt der Deal mit 11,7 Milliarden US-Dollar als die größte Übernahme eines britischen Technikunternehmens.

(olb)