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B3i: Allianz und andere Versicherungsriesen gründen Blockchain-Initiative

Axel Kannenberg
B3i: Allianz und andere Versicherungsriesen gründen Blockchain-Initiative

Die Blockchain wird zum goldenen Kalb der Finanzwelt: Nach den Großbanken gründen nun auch die Versicherer eine eigene Initiative zur Erprobung der Blockchain-Technik.

Die fünf Versicherungskonzerne Aegon, Allianz, Munich Re, Swiss Re und Zurich haben eine gemeinsame Initiative für Blockchain-Technik gegründet. Das Projekt mit dem Namen
B3i (Blockchain Insurance Industry Initiative) soll ausloten, wie die verteilten Datenbanken, die etwa Grundlage des Bitcoin sind, Versicherungen effizienter machen können.

“Wir sind begeistert, neu entwickelte Technologien wie Blockchain gemeinsam mit anderen Hauptakteuren der Versicherungsbranche zu erforschen”, sagt Christof Mascher, Chief Operating Officer der Allianz, laut Pressemitteilung [1]. Ein erstes Pilotprojekt der Partner soll unter die Lupe nehmen, ob sich die sogenannten Retrozessionen über die Technik abbilden und verwalten lassen. Damit werden die Rückversicherungen bezeichnet, mit denen die Rückversicherer ihrerseits das Risiko minimieren, das sie zuvor den Versicherungsgesellschaften abgenommen haben – also die Rückversicherung der Rückversicherung.

Laut Mitteilung der Allianz könnte die Technik etwa den "Aufwand für Dokumentation und Verwaltung von (Rück-)Versicherungsverträgen beträchtlich reduzieren sowie Informations- und Geldflüsse beschleunigen". Der geringere Verwaltungsaufwand solle dann auch den Kunden zu Gute kommen. Bis dahin dürfte es aber noch ein weiter Weg sein, da es weder verbindliche Branchenstandards noch ein rechtliches Rahmenwerk für diese verteilten Kassenbücher gibt.

Auf eigene Faust hatte die Allianz vor einigen Monaten bereits den Handel sogenannter Katastrophen-Anleihen auf Blockchain-Basis erprobt [2]. Handelsabwicklung und Verwaltung dieser Wertpapiere ließen sich so erheblich vereinfachen und beschleunigen, hieß es. Besonders die Möglichkeit, Finanzprodukte als in einer Blockchain hinterlegten Programmcode ("Smart Contract") zu automatisieren, scheint den Versicherer zu begeistern.

Als Blockchain bezeichnet man eine verteilte Datenbank, in der Einträge in chronologisch aufeinanderfolgenden Datenblöcken festgehalten werden. Durch kryptografische Signaturen ist dabei die Fälschungssicherheit der Einträge garantiert. Das wohl bekannteste Nutzungsszenario ist die Kryptowährung Bitcoin, bei der alle Guthaben und Transaktionen in einer solchen öffentlich einsehbaren Blockchain dokumentiert sind.

Ansätze wie das Kryptogeld Ethereum gehen noch darüber hinaus: Hier stehen die Smart Contracts auf der Blockchain im Vordergrund, die durch eine Transaktion ausgelöst und dann von den Minern des Netzwerks ausgeführt werden. Die Turing-vollständigen Sprachen zur Formulierung dieser Verträge erlauben deutlich größere Freiheiten als die bewusst einfach gehaltene Skriptsprache des Bitcoin – was wohl aber auch ungewollte Angriffsvektoren öffnet [3].

Weil sie als P2P-Netzwerk konzipiert sind, könnten die Kryptogeld-Systeme theoretisch auch große Teile der Finanzindustrie schlicht überflüssig machen. Die zahlreichen Blockchain-Experimente der Finanzwelt, etwa der von vier Großbanken entwickelte "Utility Settlement Coin“ [4], zielen natürlich auf anderes: Man will Mittelsmänner wie Clearinghäuser einsparen – aber nicht sich selber. (axk [5])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-3355409

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.allianz.com/de/presse/news/unternehmen/standpunkte/160622-moegliche-vorteile-der-blockchain-technologie/
[2] https://www.heise.de/news/Allianz-Versicherung-testet-Blockchain-Technik-mit-Katastrophen-Anleihen-3239006.html
[3] https://www.heise.de/news/Kryptogeld-Projekt-Ethereum-Der-naechste-Hard-Fork-kommt-3350804.html
[4] https://www.heise.de/news/Utility-Settlement-Coin-Vier-Grossbanken-wollen-eigene-Kryptowaehrung-entwickeln-3304631.html
[5] mailto:axk@heise.de