BKA und Bundespolizei: Polizeifusion abgeblasen
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich will zwar eine engere Verflechtung der beiden Polizeibehörden, aber keine Zusammenlegung. Eine Zusammenarbeit soll vor allem auf "informationstechnischem Gebiet" durchgesetzt werden.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will das Bundeskrimininalamt (BKA) und die Bundespolizei nicht fusionieren. Damit folgt er nicht den Empfehlungen [1] der Werthebachkomission [2], die die Arbeit der Sonderpolizeien des Bundes bewertet hatte und eine Zusammenlegung befĂŒrwortete. Friederich sprach sich aber anlĂ€Ălich des Festaktes zum 60-jĂ€hrigen Bestehen der Bundespolizei in Berlin fĂŒr eine engere Verflechtung der beiden Behörden aus.
Ăhnlich wie das Bundeskriminalamt [3] kann die Bundespolizei ihren 60. Geburtstag feiern: Am 16. MĂ€rz 1951 trat das Gesetz ĂŒber die Einrichtung des Bundesgrenzschutzes in Kraft. FĂŒnf Jahre vor Einrichtung der Bundeswehr wurde dieser Grenzschutz zunĂ€chst in militĂ€rischer Form organisiert, entwickelte sich im Laufe der Jahre aber zu einer Polizei, die ĂŒber milititĂ€rische Einsatzeinheiten wie die GSG 9 verfĂŒgt. Durch die Wiedervereinigung und das Schengener Abkommen verĂ€nderte sich die Rolle der Schutzruppe grundlegend, entsprechend wurde sie 2005 in Bundespolizei umbenannt. Heute ist die Bundespolizei im Inland zum Beispiel als Bahnpolizei tĂ€tig und fĂŒr die Sicherheit von FlughĂ€fen zustĂ€ndig. Im letzten Jahr konnte sie nach Angaben ihres PrĂ€sidenten Matthias Seegr 17.800 illegale Einreisen verhindern und 700 Schleuser festnehmen. 68.000 gesuchte Personen wurden von ihr ĂŒberwiegend auf FlughĂ€fen ermittelt, dazu stellte sie 7500 FĂ€lle von UrkundenfĂ€lschung fest.
Auf dem Festakt zum Geburtstag der Bundespolizei erklĂ€rte Hans-Peter Friedrich im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Bundespolizei und Bundeskriminalamt bleiben zwei SĂ€ulen der Polizei des Bundes." Allerdings solle die Zusammenarbeit beider Polizeien verbessert werden. Die PlĂ€ne der Werthebach-Kommission sahen eine verĂ€nderte Aufgabenaufteilung und Umstrukturierung der Polizeien unter einer einheitlichen Leitung vor. Dabei sollte das BKA weg von einer Forschungs- und Spezialermittlungsbehörde zu einer Kriminalpolizei des Bundes ausgebaut werden, die fĂŒr alle FĂ€lle der KriminalitĂ€t von besonderer Bedeutung zustĂ€ndig werden sollte. Umgekehrt sollte sich die Bundespolizei auf bahnpolizeiliche Aufgaben und die deutsche Luft- und Flughafensicherheit konzentrieren. Die nun von Friedrich angekĂŒndigte enge Zusammenarbeit beider SĂ€ulen soll vor allem auf informationstechnischem Gebiet durchgesetzt werden.
Wie Friedrich wĂŒrdigte Bundeskanzlerin Merkel die Leistung der Bundespolizei fĂŒr die deutsche Sicherheit. Bezogen auf die ZustĂ€ndigkeit dieser Polizei fĂŒr die Luftsicherheit mahnte Merkel an, dass hier offene Fragen geklĂ€rt werden mĂŒssen. Im Jahre 2006 hatte das Bundesverfassungsgericht ein Luftsicherheitsgesetz fĂŒr nichtig erklĂ€rt, dass zum Schutz vor terroristischen Angriffen den Abschuss von Flugzeugen gestatten sollte. Merkel warnte ferner davor, dringende MaĂnahmen zur KriminalitĂ€tsbekĂ€mfung weiter auf die lange Bank zu schieben. Als Beispielen nannte sie die Vorratsdatenspeicherung und den Kampf gegen die Kinderpornografie. Hier mĂŒssten schnellstens Lösungen gefunden werden. (jk [4])
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[1] https://www.heise.de/news/Regierungskommission-fordert-Strategiezentrum-IT-Sicherheit-1150776.html
[2] http://www.bmi.bund.de/cln_183/SharedDocs/Kurzmeldungen/DE/2010/12/pk_werthebachbericht.html
[3] https://www.heise.de/news/60-Jahre-BKA-Von-der-mechanisierten-Verbrechensbekaempfung-zu-INPOL-neu-1203978.html
[4] mailto:jk@heise.de
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