BSA: Internetpiraterie wird zur Epidemie

"Der Diebstahl geistigen Eigentums über das Internet hat die Ausmasse einer Epidemie angenommen."

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Von
  • Christian Persson

"Der Diebstahl geistigen Eigentums über das Internet hat die Ausmasse einer Epidemie angenommen, die nicht nur die Industrie bedroht, sondern auch die Entwicklung des E-Commerce behindert", so lautete das Fazit einer Rede von Robert Holleyman, Chef der Business Software Alliance (BSA), auf der WIPO-Konferenz "Electronic Commerce and Intellectual Property" in Genf. Internetpiraterie, so Holleyman weiter, verursache jährlich einen Schaden von mehr als einer Milliarde Mark.

Vor internationalem Publikum sprach Holleyman davon, dass die Softwareindustrie ein wesentlicher Motor für das E-Business sei. Allerdings könne sich der Online-Handel nicht weiterentwickeln, wenn Bedingungen wie im "Wilden Westen" herrschten und der Diebstahl geistigen Eigentums ständig wachse. Die Schäden durch Internetpiraterie gingen inzwischen auch weit über die Software-Industrie hinaus. "Dieser Diebstahl fügt der Wirtschaft weltweit Schaden zu -- durch weniger Steuereinnahmen und weniger neue Arbeitsplätze", so Holleyman. Im gleichen Tempo, wie die High-Tech-Industrie versuche, das Wachstum von Internet und E-Commerce zu fördern, nutzten Piraten die Möglichkeiten dieser Technologie zum Schaden der Software-Eigentümer und zum eigenen Profit.

Den Gesamtschaden durch illegale Software beziffert die BSA für das Jahr 1998 auf elf Milliarden US-Dollar weltweit, wobei der Anteil der Piraterie über das Internet wachse. Aktuell gebe es im Internet auf über zwei Millionen Web-Seiten Angebote und Links zu "warez", illegale Software, und über 280.000 Seiten zum Stichwort "appz", illegale Applikationen, sagte Holleyman. Nahezu jedes Softwareprodukt sei auf diese Art illegal erhältlich. Auf Internetauktionen würden bekannte Office-Programme für lediglich 10 US-Dollar angeboten.

Die von der BSA genannte Schadenssumme ist allerdings umstritten. Kritiker zweifeln die zu Grunde liegenden Annahmen an und weisen darauf hin, dass ein großer Teil der illegal eingesetzten Software wohl ohnehin nicht gekauft worden wäre. Wegen der hohen Preise würden viele Anwender auf Freeware oder Shareware ausweichen, wenn sie nicht so leicht an Raubkopien von Original-Software gelangen könnten, zumal sie deren Leistungsmerkmale ohnehin in der Praxis kaum benötigten. Auch führe die Verwendung illegaler Kopien im privaten Umfeld oftmals erst zum Kauf derselben Produkte für den geschäftlichen Einsatz. Dieser Werbeeffekt müsse gegengerechnet werden. (cp)