Backup Satellit: NATO unterstützt Projekt zur Reaktion auf Seekabel-Angriffe

Immer wieder gibt es Ausfälle von Seekabel. In Konflikten könnte dies internationale Datenverbindungen stören. Ein Projekt soll Gegenmaßnahmen untersuchen.

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Luftaufnahme eines großen Gaswirbels im Meer

Die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream wurde durch einen Sabotageakt zerstört. Ähnliches könnte Internet-Seekabeln blühen. Ein von der NATO gefördertes Forschungsprojekt soll Maßnahmen prüfen, die im Notfall ergriffen werden können.

(Bild: Schwedische Küstenwache)

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Die Sabotage an den Nord-Stream-Gaspipelines und der Ausfall mehrerer Internetseekabel vor Afrika haben es gezeigt: Durch Schäden an Unterwasserpipelines und -kabeln kann mit vergleichsweise geringem militärischen Aufwand oder sogar nur durch einen Anker ein beträchtliches Problem für die Wirtschaft von betroffenen Staaten entstehen. Die Verteidigungsallianz NATO unterstützt jetzt ein Forschungsprojekt, das zum Ziel hat, den Ausfall von Telekommunikations-Seekabeln in seinen Folgen abzumildern. Im Fall der Fälle könnte der Datenverkehr dann auf Satelliten umgeleitet werden.

Laut eines Berichts der US-Finanznachrichtenagentur Bloomberg sind Forscher aus den USA, Island, Schweden und der Schweiz an dem Projekt beteiligt. Die NATO unterstützt das insgesamt 2,5 Millionen US-Dollar teure Projekt HEIST (Hybrid Space and Submarine Architecture to Ensure Information Security of Telecommunications) mit 400.000 Euro. Die Arbeit daran soll noch in diesem Jahr aufgenommen werden. Projektpartner ist auch das US-Satellitenunternehmen Viasat, das im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine von einem Angriff auf Satellitenmodems betroffen war.

Die Wissenschaftler wollen den Berichten zufolge verschiedene Fragen und Probleme erforschen. Da die Satellitenkapazitäten für Datentransfers deutlich unter denen der internationalen Seekabel liegen, wird es eines der vorrangigsten Ziele sein, beschädigte Seekabel schnell wiederherzustellen. Dazu sollen Methoden entwickelt werden, Bruchstellen auf den Meter statt bislang auf den Kilometer genau orten zu können. Bei der Erprobung von Prototypen auf einem Unterwasser-Testgelände im schwedischen Karlskrona dürfte es vermutlich auch darum gehen, Kabel besser abzusichern.

Angesichts wachsender globaler Spannungen befürchtet die NATO, dass Staaten wie Russland oder China im Konfliktfall wichtige Untersee-Glasfaserkabel zerstören könnten, da über diese auch militärische Kommunikation abgewickelt wird. Bisherige Vorfälle zeigten aber, dass schon Fischerboote, Seebeben und andere kleinere Ereignisse genügen, um zum Beispiel Inselstaaten von der Außenwelt abzuschneiden. Auch bei solchen Ereignissen könnten die Forschungsergebnisse in Zukunft helfen.

Im Falle Islands rechnet ein Forscher damit, dass drei bis vier Bomben genügen würden, das Land komplett vom Internet abzuschneiden. In dem Projekt sollen auch Mechanismen erforscht werden, die Umleitungen des Internetroutings automatisch und unterbrechungsfrei vornehmen können. Hierzu gebe es auch allerlei rechtliche Fragen zu klären.

(mki)