Bahn nimmt erstes digitales Stellwerk in Betrieb

Die Deutsche Bahn will künftig ihr Schienennetz über digitale Stellwerke steuern. Das erste ist nun in Rostock-Warnemünde in Betrieb gegangen.

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ICE

(Bild: dpa, Bernd Thissen)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Simon Koenigsdorff

Das erste digitale Stellwerk der Deutschen Bahn für den Fernverkehr ist heute in Rostock-Warnemünde in Betrieb gegangen. Wie der Konzern mitteilt, sollen über 2.600 herkömmliche Stellwerke in den kommenden Jahren durch digitale Einrichtungen ersetzt werden. Damit soll ihre Zahl auf nur noch 280 Stück reduziert werden, die die rund 67.000 Weichen des deutschen Schienennetzes zentral steuern können.

Das digitale Stellwerk in Warnemünde ist das erste, das auch den Fernverkehr steuert – im Regionalverkehr wurde die Technik seit 2018 schon im sächsischen Annaberg-Buchholz getestet. Als nächstes sollen Stellwerke in Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz folgen. DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla betont in einer Pressemitteilung der Bahn, diese könne ihren Beitrag für die Mobilitätswende und den Klimaschutz in Deutschland nur leisten, wenn sie leistungsfähiger werde: "Die Digitalisierung wird dazu entscheidend beitragen."

Nach Angaben der Bahn steuert das digitale Stellwerk in Warnemünde nun neun Weichen und 26 Signale über Glasfaserkabel statt wie zuvor über Kupferkabel. Besonders effizient mit bis zu 35 Prozent mehr Streckenkapazität wird die neue Technik allerdings erst, wenn das europaweit standardisierte Steuerungssystem ETCS auch in Deutschland flächendeckend eingesetzt wird. Bis alle der rund 33.400 Kilometer des deutschen Schienennetzes damit ausgestattet sind, könnte es laut einer Machbarkeitsstudie jedoch noch bis 2040 dauern.

Bislang sind in Deutschland analoge Stellwerke aus vielen Jahrzehnten und in verschiedenen Ausführungen im Einsatz, teilweise sogar noch aus der Zeit des Deutschen Kaiserreichs. Die Machbarkeitsstudie von McKinsey im Auftrag des Bundes spricht von bis zu 35 Milliarden an nötigen Investitionen, um flächendeckend auf ETCS umzusteigen. Bis 2023 sind zunächst 570 Millionen Euro für drei Startvorhaben des Programms "Digitale Schiene" geplant. (siko)