Bahrain: Regierung bittet Golfstaaten um militärische Unterstützung

Update. Tausend saudi-arabische Soldaten sind heute im benachbarten Inselstaat einmarschiert, um "Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten"

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In Bahrain spitzt sich die Situation zu. Nach jüngsten Berichten hat die Regierung beim Gulf Cooperation Council um Hilfe gebeten: Truppen vom GCC sollen bereits in Bahrain eingetroffen sein, "um Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten", so wird ein früheres Regierungsmitglied von al-Jazeera zitiert.

Das britische Außenministerium bestätigt in einer Reisewarnung, dass die bahrainische Regierung GCC-Mitglieder um Truppenhilfe gebeten hat. Dem GCC gehören Bahrain, Saudi-Arabien, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und der Oman an.

Nach Informationen der regierungsnahen Zeitung Gulf Daily News werden die GCC-Truppen heute in Bahrain erwartet: Ihre Mission besteht demnach darin, wichtige Infrastrukturanlagen, Öl-, Strom- und Wassereinrichtungen, sowie Finanz-und Bankgebäude zu schützen. Darüberhinaus forderten Abgeordnete König Hamad auf, den Ausnahmezustand ("martial law") auszurufen.

Der Guardian berichtet, gestützt auf Quellen im britischen Außenministerium, dass sich die saudische Nationalgarde darauf vorbereite, in Bahrein, das mit einer Brücke mit dem Nachbarland verbunden ist, einzumarschieren. Ein entsprechendes formelles Ersuchen seitens des bahrainischen Kronprinzen Salman bin Hamad al-Khalifa werde erwartet; es sei Teil des Hilfegesuches an die GCC.

Mittlerweile sollen [http://www.guardian.co.uk/world/blog/2011/mar/14/libya-middle-east-uprising-live-updates#block-16 1000 saudische Soldaten in Bahrain angelangt sein.]

Am Wochenende ist es zu harten Auseinandersetzungen zwischen bahrainischen Sicherheitskräften und Demonstranten gekommen. Polizei soll den Perlenplatz, seit längerem Zentrum des Protests gegen die Regierung, gestürmt haben, und mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Demonstranten vorgegangen sein, um den Platz zu räumen. Der Protest hatte sich am Sonntag ausgeweitet. So sollen Demonstranten die Zufahrt zum Finanzentrum in der Hauptstadt Manama gesperrt haben.

Bei den Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Regierungskritikern sollen mehr als 100 Leute verletzt worden sein. Die Demonstranten bewarfen die Polizei mit Kanistern und Steinen, so die Washington Post. Auf dem Pearl Square sollen mehrere Tausend versammelt gewesen sein. Sie sollen das Polizeiaufgebot am Nachmittag zum Rückzug gezwungen haben. In der Nähe der Universität von Bahrain kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Unterstützern der Regierung und Regierungsgegnern.

Der bahrainische Blogger Mahmood schildert die Situation seit Tagen als sehr explosiv.

Laut Wall Street Journal geht die Ausweitung der Proteste auf empfindliche Zonen in der Hauptstadt auf die Intitiave der radikaleren schiitischen Oppositionskräfte namens Haq zurück, die anders als die moderatere Al Wefaq-Partei sich nicht mit der Forderung nach mehr Demokratie in einer konstitutionellen Monarchie zufrieden gibt, sondern die Absetzung des Königs fordert.

Einen lesenswerten - subjektiven - Überblick über die politischen Kräfte und deren Forderungen in Bahrain gibt es hier: Reflections on The Bahrain Crisis And Recommendations for Moving Forward.