Balkonkraftwerke: Deye erhält Freigabe von Bundesnetzagentur für Relais-Box

Deye-Wechselrichtern fehlt das NA-Schutz-Relais. Die Bundesnetzagentur hat jetzt die Lösung mit externer Relais-Box freigegeben.

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(Bild: heise online / dmk)

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Die Bundesnetzagentur hat die Freigabe für die von Deye vorgeschlagene Lösung aus Wechselrichter mit externer Relais-Box erteilt. Inzwischen erhalten erste Kunden das Relais SUN-MI-RELAY-01 per Post. Damit hat das Bangen ein Ende, ob die Balkonkraftwerke mit Deye-Wechselrichtern möglicherweise dauerhaft vom Netz getrennt bleiben müssen.

Anfang August hatten sowohl der TÜV Rheinland als auch Intertek der Kombination aus Wechselrichter und externen Relais-Boxen bescheinigt, einen wirksamen NA-Schutz gemäß VDE-AR-N 4105 zu bieten. Anfang Juli wurde bekannt, dass den Deye-Wechselrichtern ein Relais als Teil des NA-Schutzes fehlt, ein doppelter Schutz, der jedoch laut hiesiger Vorschriften Voraussetzung für die Betriebserlaubnis ist.

Demnach erfüllen nun die Deye-Geräte SUN600G3-EU-230 (600 Watt), SUN800G3-EU-230 (800 Watt) und SUN1000G3-EU-230 (1000 Watt) in Verbindung mit der SUN-MI-RELAY-01 genannten Nachrüstbox die Norm. Die neueren Mikrowechselrichter SUN-M60/80/100G3-EU-Q0 verkauft Deye direkt als Set bestehend aus Wechselrichter und externem Relais – sie haben entsprechend auch bereits die nötigen Zertifikate.

Am vergangenen Wochenende hat Deye bekannt gegeben, dass diese Kombinationen jetzt auch von der Bundesnetzagentur freigegeben wurden. Das Unternehmen schrieb, dass "das Konzept zur Nachrüstung des bereits installierte Balkonkraftwerkes mit dem externen NA-Schutzgerät von der Bundesnetzagentur genehmigt worden" sei. "Für alle bereits installierten DEYE-Mikrowechselrichter SUN-M(60-100)G3-EU-Q0 und SUN (300-1000) G3-EU-230 sind mit NA-Schutzgerät nachzurüsten. Nach der Installation und Konfiguration kann das NA-Schutzgerät drahtlos mit dem Mikrowechselrichter verbunden werden. Die nachgerüstete Anlage entspricht der deutschen Regulation für den Netzanschlusses", ergänzt Deye.

Die Verteilung der externen Relais-Box hat inzwischen begonnen. Auch wir haben für unser Testgerät solch eine Box erhalten und konnten sie an einem SUN-M80G3-EU-Q0 in Betrieb nehmen. In der Kiste findet sich die Relais-Box, einige Adapter und eine Schelle. Diese Adapter sollen teilweise nötig sein, um die Relais-Box passend an die Wechselrichter anzuschließen. Bei unserem Gerät war davon nichts nötig, es reicht das einfache Zwischenstecken zwischen Wechselrichter-Anschluss und Netzkabel.

Das externe Relais SUN-MI-RELAY-01 kommt mit etwas Zubehör in einer kleinen Box an. Ein Aufkleber verrät die WLAN-Erkennung und das Passwort des Relais.

(Bild: heise online / dmk)

Ein Aufkleber auf der Relais-Box gibt Auskunft über den WLAN-Namen und das Passwort. Nach dem Zwischenstecken muss der Rechner auf das WLAN verbinden. Dann findet sich unter der IP-Adresse 10.10.101.254 die Webseite des Relais. Nach der Anmeldung mit Nutzernamen und Passwort admin muss unter dem Punkt "Quick Set" mit der WLAN-Suche der Accesspoint des Deye-Wechselrichters ausgewählt und die Zugangsdaten dazu angegeben werden.

Theoretisch ist nun alles so weit vorbereitet, dass der NA-Schutz greifen kann. Allerdings fehlt dem Wechselrichter ein nötiges Firmware-Update. Das fand seinen Weg bei uns automatisch auf den Wechselrichter, nachdem wir insgesamt zwei Stunden gewartet und zwischenzeitlich gelegentlich per Weboberfläche die Relais-Box und den Wechselrichter neu gestartet hatten. Die Firmware kam dadurch auf den Stand MW3_16U_5406_2.27 und verstand sich auf Anhieb mit der externen Relais-Box.

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Die schaltet schließlich mit deutlich hörbarem, mehrfachen Klicken den Wechselrichter durch und der fängt an, wieder Strom zu liefern. Dabei steigt die eingespeiste Leistung langsam an – ein Punkt, den ebenfalls einige Fachleute bemängelt hatten.

Der Einbau der externen Relais-Box war im Grunde einfach und Laien-tauglich. Allerdings ist die Anleitung unnötig klein und etwas kompliziert. Zudem dürfte für viel Frust sorgen, dass sich das nötige Firmware-Update nicht umgehend erzwingen lässt. Besitzer können lediglich abwarten, dass die Kombination irgendwann automatisch funktioniert – der Neustart mit neuer Firmware erfolgt dann etwa erst am nächsten Morgen, wenn der Wechselrichter mit dem ersten Licht des Tages angeht.

Das erschwert auch die Fehlersuche. Ist der korrekte Accesspoint eingetragen? Stimmen Passwort und Verschlüsselung? Dazu gibt der Einrichtungsprozess kein direktes Feedback. Auf der Statusseite unter "Device Information" war bei uns jedoch zuvor zu erkennen, dass der Accesspoint des Wechselrichters tatsächlich eine IP-Adresse (10.10.100.150) vergeben hat und die Signalstärke mit 100% angegeben wurde. Damit klappt die Kommunikation dann, wenn das Firmware-Update installiert wurde.

Wer einen betroffenen Wechselrichter im Einsatz hat, sollte sich umgehend die externe Relais-Box zukommen lassen. Deye verschickt sie auf Antrag auf der Webseite na-device.deye.solar/. Betroffene können dafür aber auch ihren Händler kontaktieren. Bis zum Einbau der externen Relais-Box haben die Wechselrichter keine gültige Betriebserlaubnis und müssen vom Netz getrennt werden.

(dmk)