Baut Airbus 10.000 Arbeitsplätze ab?

Während sich das Unternehmen selbst weiter nicht zu geplanten Sparmaßnahmen äußert, spricht der französische Premierminister Dominique de Villepin von 10.000 Arbeitsplätzen, die bei Airbus zur Disposition stehen. Die Dementis folgten auf dem Fuße.

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Der europäische Flugzeugbauer Airbus will seine Krise mit einem einschneidenden Sanierungsprogramm bekämpfen. Über dessen Details gibt es noch Unstimmigkeiten, weshalb die eigentlich für heute vorgesehene Präsentation des Sanierungsplans verschoben wurde. Dazwischen kommt die Meldung, dass Airbus angeblich insgesamt 10.000 Arbeitsplätze abbauen will. Das erklärte Frankreichs Premierminister Dominique de Villepin in einem Gespräch mit dem Radiosender RTL. Die anderen Beteiligten dementieren das sofort; de Villepin weiß angeblich, wovon weder Airbus noch die Bundesregierung eine Ahnung haben.

Der französische Regierungschef hofft, dass die Sanierung ohne Entlassungen durchgeführt werden kann und hat bei Airbus-Chef Louis Gallois entsprechend eingesetzt. Weitere Einzelheiten wollen auch Staatspräsident Jacques Chirac und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf einem regelmäßig stattfindenden deutsch-französischen Gipfeltreffen am Freitag bei Berlin erörtern. Beiden Seiten wird es auch darum gehen, den wirtschaftlichen Schaden für das eigene Land möglichst in Grenzen zu halten. Airbus beschäftigt insgesamt etwa 57.000 Mitarbeiter an mehreren Standorten in Europa. Frankreich und Deutschland sind mit den Anteilseignern Daimler Chrysler und Lagardère die einflussreichsten Partner.

In Deutschland arbeiten 23.000 Menschen für Airbus, die meisten davon in Hamburg. Einem unbestätigten Bericht der Bild zufolge soll der größte deutsche Standort mit knapp 1000 Stellenstreichungen noch glimpflich davonkommen. Die Arbeitszeit an deutschen Standorten solle von 37,5 auf 40 Stunden verlängert werden. Betriebsbedingte Kündigungen sind Airbus hierzulande aufgrund einer Vereinbarung vorerst untersagt. Eine Alternative ist offenbar die Auslagerung von Arbeitsplätzen. So stünden die deutschen Werke in Nordenham und Varel mit zusammen 3500 Mitarbeitern vor dem Verkauf, heißt es weiter. In Frankreich sollten die Niederlassungen in Méaulte und Saint Nazaire mit zusammen 3400 Beschäftigten verkauft werden.

Bestätigen wollte diese Zahlen noch niemand. "Es gibt noch keine Entscheidungen", erklärte ein Airbus-Sprecher. Tom Enders, der Co-Chef der Airbus-Mutter EADS, zeigte sich von de Villepins Zahlenspiel überrascht. Der französische Premier wisse da offenbar mehr als er, gab er der Presse zu Protokoll. Auch die Bundesregierung dementierte prompt. "Nach Kenntnis der Bundesregierung sind von der Spitze des europäischen Gemeinschaftsunternehmens EADS noch keine abschließenden Vereinbarungen getroffen worden", sagte ein Regierungssprecher am heutigen Dienstag in Berlin.

Mit dem Restrukturierungsprogramm "Power 8", das ursprünglich am heutigen Dienstag vorgestellt werden sollte, will sich Airbus besser für den Wettbewerb mit Boeing rüsten und Rückschläge wie die Verzögerungen mit dem neuen Superflugzeug A380 vermeiden. Insbesondere die Produktion des kommenden Großraumfliegers A350 soll effizienter werden. Noch sind sich die beteiligten Unternehmen aber nicht einig über das Programm. So dürfte ein massiver Stellenabbau angesichts voller Auftragsbücher und einer ausgelasteten Produktion schwer zu argumentieren sein. Der Financial Times Deutschland zufolge gibt es aber nicht nur Streit über die Verteilung der möglichen Lasten, sondern insbesondere der zukünftigen Aufgaben beim Hoffnungsträger A350. (vbr)