Bedrängter Online-Glücksspielanbieter entlässt seinen Chef

BetOnSports, seit vergangener Woche unter anderem wegen angeblich illegalen Glückspiels im Visier der US-Justiz, hat sich von seinem CEO getrennt und distanziert sich von seinem Gründer.

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Der börsennotierte Online-Glückspielanbieter BetOnSports hat seinen CEO David Carruthers von seinem Posten entbunden. In einer kurzen Mitteilung heißt es, der Vertrag sei beendet worden, der Vorstand habe ihn als Direktor abgesetzt. Die Maßnahme sei die Konsequenz aus der fortwährenden Haft in den USA, durch die er nicht in der Lage sei, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Auch habe das Unternehmen nicht mit Carruthers sprechen können.

US-amerikanische Strafverfolger werfen Carruthers und zehn weiteren Personen unter anderem illegales Glücksspiel vor. Vergangene Woche griff das Justizministerium durch und ließ Carruthers sowie vier weitere Personen festnehmen. Die BetOnSports-Website wurde Mitte voriger Woche bis auf Hinweise auf "Gerichtspapiere" in den USA und eine "vorübergehende Einstellung" der Geschäftstätigkeiten geschlossen; die Aktie vom Handel an der Londoner Börse ausgenommen.

In einer weiteren Mitteilung schreibt BetOnSports, in das immerhin Investoren wie Goldman Sachs und Morgan Stanley Geld hineingepumpt haben, zu den Medienreaktionen auf die Polizeiaktionen in den USA, das Unternehmen gehe davon aus, dass es seit seinem Börsengang im Juli 2004 entsprechend der in Großbritannien für Aktiengesellschaften geltenden Auflagen gehandelt habe. Der in Costa Rica ansässige Unternehmensgründer Gary Kaplan, gegen den unter anderem wegen angeblicher Steuerschulden in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar ein Haftbefehl beantragt wurde, habe in dem Unternehmen keine Managementfunktion. Die von Medien berichteten angeblich unzulässigen Aktivitäten in Costa Rica seien vor dem Juli 2004 passiert.

Nach den Meldungen über die Ermittlungen gegen BetOnSports herrschte Unruhe in der Branche, auch die Akienkurse anderer Online-Glücksspielanbieter ließen stark nach, so wie der des österreichischen Anbieters betandwin, der einen großen Teil seines Umsatzes in den USA macht. Markbeobachter vermuten, die US-Regierung werde weitere Aktionen gegen Online-Glücksspiel starten. Das US-Repräsentantenhaus hat kürzlich den Internet Gambling Prohibition and Enforcement Act verabschiedet, der den durch Online-Glücksspiel erzeugten Geldfluss am US-Fiskus vorbei stoppen helfen soll.

Kurz vor der kommenden Fußballbundesligasaison hat betandwin zudem Probleme, mit seinem neuen Namen "bwin" den Sponsorenplatz auf den Trikots des Zweitligisten TSV 1860 München und des Erstligisten Werder Bremen zu erobern. Der Vizemeister der vergangenen Saison konnte aber nun vor dem Verwaltungsgericht Bremen eine Aufhebung des vom Stadtamt Bremen verhängten Werbeverbots erreichen. Nun schöpft der Münchner Verein Hoffnung, gegen das von der Stadt verhängte Werbeverbot und gegen das zusätzlich verhängte Trikot-Verkaufsverbot erfolgreich vorgehen zu können. (anw)