Bei L&H ist endgültig Schluss

Ein belgisches Gericht hat heute Lernout & Hauspie, den einstigen Darling der New Economy, endgültig für bankrott erklärt.

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Der Letzte macht die Tür zu – so boshaft könnte man das gut einjährige Gerangel um Lernout & Hauspie auf den Punkt bringen. Ein belgisches Gericht hat heute L&H, den einstigen Darling der New Economy, endgültig für bankrott erklärt.

Richter Michel Handschoewerker sah in dem von L&H vorgelegten Restrukturierungsplan eher eine Liquidierung denn einen möglichen Ausweg aus der Misere. CEO Pilips Bodson und die verbliebene Führungsriege muss ihre Posten niederlegen, ein fünfköpfige Komission übernimmt die Verwaltung der Konkursmasse.

Dem Bankrott war gestern ein letzter Rettungsversuch von Philippe Bodson vorausgegangen, in dem der CEO den Verkauf von Teilen der SLT-Sparte (Speech and Language Technologies) für 13,7 Millionen Euro an das US-Unternehmen SpeechWorks International ankündigte. Dieser Verkaufplan ist nun ebenso hinfällig wie Verhandlungen mit weiteren potentiellen Interessenten.

Welche Auswirkungen die Entscheidung des belgischen Gerichts auf den amerikanischen L&H-Ableger Dictaphone hat, war heute noch offen. In den USA steht das Unternehmen noch unter Schutz vor seinen Gläubigern nach Chapter 11. Ein Gericht im westflämischen Leper hatte dagegen vergangene Woche den Gläubigerschutz ausgesetzt, weil es an verbindlichen Kaufangeboten mangelte. Diese waren Voraussetzung für den möglichen Erfolg des im September erstellten Restrukturierungsplans.

Nach der Pleiteerklärung steht das Unternehmen vor einem Scherbenhaufen: Einer verbliebenen Konkursmasse von rund 20 Millionen Euro stehen Schulden in Höhe von knapp 490 Millionen Euro gegenüber. Die verbliebenen Angestellten werden ihren Job verlieren; im September waren weltweit rund 570 Leute bei L&H beschäftigt, in Belgien sollen es derzeit noch rund 260 sein. Mit dem Geld, das aus der Konkursmasse erzielt wird, sollen zunächst die Geldgeber ausgezahlt werden. Doch das Geld wird nicht einmal für die fünf größeren Banken reichen – darunter die Deutsche und die Dresdner Bank –, bei denen L&H mit 340 Millionen Dollar in der Kreide steht. Die kleinen Kreditgeber dürften ebenso leer ausgehen wie die Anleger, die seinerzeit auf die hochfliegende L&H-Aktie gesetzt haben. (uk)