Beim CentOS-Projekt rumort es heftig

Durch einen offenen Brief versuchen einige wichtige Entwickler das CentOS-Projekts wieder auf Kurs zu bringen. Sie deuten an, das Projekt zu verlassen, wenn einige Probleme nicht gelöst würden.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Einige bekannte Entwickler des CentOS-Projekts haben einen offenen Brief an Lance Davis veröffentlicht. Er ist einer der Gründer des Projekts, das einen kostenlos erhältlichen Nachbau von Red Hat Enterprise Linux (RHEL) erstellt.

Davis hat laut dem Brief zahlreiche Schlüsselpositionen inne, sei aber seit einer Zeit weitgehend inaktiv und nicht erreichbar; zudem fehlten Vertreter für einige der von ihm kontrollierten Bereiche. Davis habe zudem einen Überblick über die von ihm kontrollierten Finanzdinge geben wollen, diesen aber nie geliefert – er ist aber der Einzige, der auf die CentOS-Accounts bei Google AdSense und Paypal Zugriff hat. Hierüber erzielt das Projekt Einnahmen, um die laufenden Kosten zu bestreiten.

Die Unterzeichner bedauern, dass sie gezwungen waren, den Weg des offenen Briefes zu beschreiten, sahen aber keine andere Alternative. Sie bitten Lance Davis sich zu melden und das Projekt durch seine Angst vor geteiltem Management nicht zu zerstören. Sie deuten im nächsten Satz auch eine der möglichen Konsequenzen an: Das Projekt würde sicherlich sterben, wenn alle Entwickler weglaufen würden ("Please do not kill CentOS through your fear of shared management of the project. Clearly the project dies if all the developers walk away. ").

Der Brief findet sich nicht nur auf der Mailingliste, sondern auch prominent auf der Projekt-Homepage. Auch die ersten vier Blog-Einträge auf planet.centos.org enthalten ihn; zwei der Blog-Schreiber geben noch weitere Hintergründe zu der Situation und wie es dazu kam.

Die Probleme sind nicht neu, denn schon einigen Monaten gab es kleinere Anzeichen für Probleme und Unzufriedenheiten. So hatte CentOS 5.3 – Nachbau/Klon von Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 5.3 – recht lange auf sich warten lassen; Dag Wieërs, der unter anderem durch seine Arbeit an den Add-on-Depots DAG und Elrepo bekannt ist, hatte vor einigen Wochen das CentOS-Entwicklerteam verlassen und dabei schon Probleme hinter den Kulissen angedeutet.

Wann und wie der offene Brief zur Lösung der Managementprobleme beiträgt, wird sich zeigen müssen. Einige CentOS-Entwickler betonten in ihren Blogs und im Gespräch mit heise open, dass ihnen an einer Lösung der Probleme sehr liegt, um das CentOS-Projekt weiterführen zu können. Ein Fork – also in einem neuen Projekt mit anderem Namen dieselben Dinge zu tun – scheint als letzte Lösung angesehen zu werden: Viele Anwender haben großes Vertrauen in die CentOS-Distributionen, für die das Projekt genau wie Red Hat für RHEL bis zu sieben Jahre lang Updates verspricht. (thl)