Bemannte Raumfahrt: Spezieller Schlafsack soll Augäpfel schützen

Wer länger als sechs Monate im All ist, hat oft Probleme mit der Sehkraft. Künftig könnte ein ausgeklügelter Schlafsack den Druck auf die Augäpfel verringern.

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Der angelegte "Schlafsack"

(Bild: UT Southwestern Medical Center)

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Ein spezieller Hightech-Schlafsack könnte künftig verhindern, dass Astronauten und Astronautinnen bei langen Aufenthalten im Weltraum deutlich an Sehschärfe verlieren. Entwickelt wurde das Gerät am University of Texas Southwestern Medical Center und nun vorgestellt. Die NASA hatte um eine Lösung für das seit Jahren bekannte Problem gebeten, das sonst auf geplanten Langzeitmissionen gravierende Folgen haben könnte. Der Schlafsack soll Körperflüssigkeiten aus dem Kopf saugen, die sich in der Schwerelosigkeit dort sammeln, auf die Augäpfel drücken und diese verformen. "Es wäre eine Katastrophe, wenn Astronauten so schwere Sehschäden erleiden würden, dass sie nicht mehr sehen, was sie tun und die Mission gefährden", meint der an der Entwicklung beteiligte Kardiologe Benjamin Levine.

Konstanter Druck auf die Augäpfel in der Schwerelosigkeit ist ein Problem

(Bild: UT Southwestern Medical Center)

Dass lange Aufenthalte im Weltraum zu Veränderungen und Schädigungen im menschlichen Körper führen können, ist bekannt. Meist behebt die Rückkehr in die Schwerkraft die Beeinträchtigungen. Bei mehr als der Hälfte aller Menschen, die länger als sechs Monate auf der Internationen Raumstation ISS waren, wurden dabei Sehprobleme diagnostiziert, berichtet die BBC. Teilweise seien die so ausgeprägt gewesen, dass sie Hilfe beim Lesen und bei der Durchführung von Experimenten gebraucht hätten – zurück auf der Erde sei die Sehkraft dann rasch wiedergekommen. Verantwortlich sind demnach Körperflüssigkeiten, die sich auch auf der Erde während des Schlafs im Kopf sammeln, hier aber wieder herausgedrückt werden, sobald man aufsteht. Auf der ISS funktioniert das nicht, weswegen andere Hilfsmittel gesucht wurden.

Der nun vorgestellte Schlafsack sei das Produkt von jahrelanger Forschung, erläutern die Beteiligten. Dazu gehörten demnach auch Parabelflüge, bei denen für kurze Zeit Schwerelosigkeit hergestellt werden kann. Herausgekommen ist dabei eine Apparatur, die von der Hüfte an nach unten über die Beine gezogen wird. Sie saugt die Körperflüssigkeiten in diese Richtung und mindert den Druck auf die inneren Organe im Kopf. Noch seien eine ganze Reihe von Fragen zu klären, unter anderem über mögliche Langzeitfolgen. Das Team ist aber optimistisch, dass das Spaceflight Associated Neuro-Ocular Syndrome (SANS) kein Problem mehr sein werde, wenn die US-Weltraumagentur so weit ist, tatsächlich Menschen zum Mars zu schicken.

(mho)