Benutzung "unislamisch": Pakistan will VPN-Dienste fĂĽr Individuen verbieten
Pakistans Regierung sind VPN-Dienste ein Dorn im Auge. Individuen sollen sie nun verboten werden. RĂĽckendeckung gibt es von einem hohen islamischen Gremium.
Pakistan will Privatpersonen die Benutzung von VPN-Diensten untersagen. Ab Dezember sollen nur noch solche funktionieren, die bei Unternehmen im Einsatz sind. Das berichtet die pakistanische Zeitung Dawn unter Berufung auf die zuständige Telekommunikationsbehörde PTA. Die hat zuvor angekündigt, dass ab dem 30. November ausschließlich kommerzielle VPN-Software erlaubt sein soll, die in der Wirtschaft benutzt wird. Nicht-kommerziellen Angeboten, die von Individuen benutzt werden, um gesperrte Inhalte einzusehen, würde die dann nötige Genehmigung nicht erteilt. Provider haben die Pläne kritisiert, das höchste Gremium zur Auslegung der islamischen Religion hat aber erklärt, dass der Zugriff auf "unmoralische" Inhalte via VPN-Dienst "unislamisch" sei.
Verschiedene BegrĂĽndungen
Wie Dawn erläutert, sind VPN-Dienste in Pakistan unter anderem beliebt, um auf den seit Februar 2023 blockierten Kurznachrichtendienst X zuzugreifen. Aber auch die Anhänger und Anhängerinnen des inhaftierten Ex-Präsidenten Imre Khan verschleiern damit ihre Internetnutzung, ergänzt die Nachrichtenagentur AP. Vor allem damit könnten die jetzt angekündigten Verbotspläne zusammenhängen. Gefordert wurde die Sperre demnach vom Innenministerium, das behauptet hat, VPN-Dienste würden von Aufständischen genutzt, um ihre Agenda zu verbreiten. Im Süden des Landes habe es zuletzt wieder vermehrt Kämpfe mit einer militanten Unabhängigkeitsbewegung gegeben.
Pakistan gehört schon seit Jahren zu den Staaten, die die Internetfreiheit am stärksten einschränken. Die beliebte Video-App TikTok wurde dort schon mehrfach gesperrt, auch Wikipedia war im vergangenen Jahr kurzzeitig nicht zugänglich. VPN-Dienste sind eine beliebte Methode, um derartige Sperren zu umgehen. Die Aufforderung, VPN-Dienste zu sperren, hat das Innenministerium jetzt laut Dawn auch mit der großen Beliebtheit pornographischer Inhalte begründet. Insgesamt seien in dem Land mehr als 840.000 pornographische Websites gesperrt, täglich registriere man ungefähr 20 Millionen Zugriffsversuche. Dem soll nun Einhalt geboten werden.
(mho)