Umfrage "Developer Ambitions": Entwickler wollen Mix aus Office und Homeoffice
Was treibt IT-Fachkräfte aus dem Raum D-A-CH um? Eine Honeypot-Umfrage nahm Karriere, persönliche Entwicklung, Büro, Standort und Gemeinschaft in den Blick.
- Silke Hahn
Honeypot, eine europäische Plattform für Tech- und IT-Jobs, hat IT-Fachkräfte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (D-A-CH) zu ihren Zielen und Ambitionen befragt. An der Studie nahmen im November 2021 über 1000 Entwicklerinnen und Entwickler teil. Eine überraschende Erkenntnis dürfte sein, dass fast die Hälfte der Befragten sich von ihren Unternehmen mehr Stellungnahme zu wichtigen gesellschaftlichen Themen wünschten: 48 Prozent hielten es für angebracht, wenn ihre Arbeitgeber sich zu Themen der Politik klarer positionierten. Das ist insofern bemerkenswert, als die Umfrage mehrere Monate vor der Invasion Russlands in die Ukraine stattfand.
Für Unternehmen aufschlussreich dürften auch die zur Bürofrage und zum Standort geäußerten Wünsche sein. So gab die Mehrzahl der Befragten an (54 %), am liebsten hybrid arbeiten zu wollen, mit einer Mischung aus Homeoffice und Bürozeiten. Etwa ein Viertel (26 %) würde volle Remote-Arbeit bevorzugen und dabei am liebsten auch potenziell im Ausland leben können. 16 Prozent gaben an, dass sie gern lokal an einem festen Ort leben, aber dennoch volle Remotearbeit bevorzugen. Lediglich 4 Prozent wünschten sich Vollzeit im Präsenzbüro ohne hybride Elemente. Als wichtigste Faktoren für eine mögliche Rückkehr in das Büro gaben die Entwicklerinnen und Entwickler an, dass sie dort im Team besser zusammenarbeiten sowie mit ihren Kolleginnen und Kollegen spontan sozialen Austausch haben können.
Etwa ein Drittel (31 %) gab an, in der Karriere nach Höherem zu streben: So teilten die Befragten mit, dass sie sich mittel- bis langfristig den Aufstieg zum Team-Lead oder ins mittlere Management vorstellen. Bestimmte Branchen fanden keinen klaren Vorzug, allerdings scheint den Befragten wichtig zu sein, für ein sinnstiftendes Ziel und einen guten Zweck zu arbeiten. Für einen möglichen Jobwechsel hatten einige Faktoren Vorrang, die bereits bei der Vorgängerstudie vor zwei Jahren stark gewichtet waren: eine ausgewogene Work-Life-Balance und die Teamkultur. Gehalt und Remote-Optionen sind bei dieser Ausgabe des Berichts etwas höher bewertet worden.
Persönliche Entwicklungsmöglichkeiten spielen zudem eine Rolle bei der Einschätzung der eigenen Arbeit. 28 Prozent der befragten Developer bezeichneten den Wunsch nach persönlicher Zufriedenheit und die Identifikation mit der Arbeit (im Sinne von: darauf stolz sein können, was man tut) als ihren Motor. In belastenden, lang anhaltenden Stress-Situationen oder bei manifestem Burn-out neigt die Mehrzahl dazu, eher den Job zu wechseln, als Hilfe bei Therapeuten oder sonstigen Experten zu suchen. Viele suchen in solchen Situationen aber vorrangig zunächst das Gespräch mit den Vorgesetzten oder nehmen Urlaub, bevor sie einen Jobwechsel durchziehen. Konflikte mit Projektmanagern nannten viele als Hauptproblem in ihrem Arbeitsleben und schrieben die Ursache in dem Fall häufig Inkompetenz zu (50 %).
Interessant ist auch die Präferenz der Developer für überschaubare Unternehmensgrößen: Eine Mehrheit von rund 90 Prozent gab an, dass die Unternehmensgröße für sie eine Bedeutung hat. Start-ups und Scale-ups schnitten hier besonders gut ab, was an den flacheren Hierarchien und dem (mutmaßlich) geringeren bürokratischen Aufwand liegen mag sowie an der größeren Wertschätzung für die eigene Arbeit. Wem hingegen ein höheres Gehalt und Sicherheit wichtig sind, entscheidet sich öfter für ein großes Unternehmen.
Der ganze Bericht zu den Entwickler-Ambitionen steht auf der Honeypot-Website in einer Vollversion bereit und lässt sich dort auch als PDF-Dokument abrufen.
Retrospektive: Developer-GlĂĽcksindex vor zwei Jahren
Zuletzt hatte Honeypot Ende 2020 einen Developer Happiness Index (DHI) vorgelegt, auf der Grundlage einer Online-Umfrage, an der sich zwischen Dezember 2019 und Februar 2020 rund 4000 Entwicklerinnen und Entwickler aus 98 Ländern beteiligt hatten. Die Befragten hatten verschiedene Aspekte ihres Berufslebens in den vier Kategorien Karriere, Lebensqualität, Freiheit und Gemeinschaft nach Priorität und persönlicher Zufriedenheit bewertet. Für die deutsche Ausgabe ihrer Auswertung konzentrierten die Herausgeber sich auf den Bereich Karriere und hatten die Selbstauskünfte im internationalen Vergleich einsortiert.
Kernergebnisse damals waren, dass die Befragten in Deutschland die Möglichkeit zur Weiter- und Fortbildung vermissten, in Frankfurt – Lebenshaltungskosten nicht berücksichtigt – am meisten verdienten und ihnen insgesamt eine gute Work-Life-Balance wichtiger war als die Höhe des Gehalts.
(sih)