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Bericht: Illegaler Handel mit Rezeptdaten

Martin Holland

Millionen nicht anonymisierte Rezeptdaten sollen einem Insider zufolge jahrelang an die Pharmaindustrie verkauft worden sein. Sollten sich diese Vorwürfe bestätigen, wäre das einer der größten Datenskandale der Gesundheitsbranche in Deutschland.

Mehrere deutsche Rechenzentren sollen illegal mit den Daten aus Millionen von Apothekenrezepten gehandelt haben. Das behauptet zumindest ein ehemaliger Mitarbeiter des Pharmadienstleisters pharmafakt [1]/GFD Gesellschaft für Datenverarbeitung, wie der Spiegel berichtet. Dem Nachrichtenmagazin liege demnach eine eidesstattliche Erklärung des Insiders vor. Die unverschlüsselten Daten seien an Kunden aus der Pharmaindustrie verkauft worden, darunter eventuell auch einige der größten Konzerne der Branche.

Mit den Rezeptdateien, die nicht anonymisiert worden waren, konnten die Unternehmen eventuell nachvollziehen, welche Medikamente von bestimmten Arztpraxen verschrieben wurden. Derartige Informationen würden es ermöglichen, die Arbeit von Außendienstmitarbeitern zu kontrollieren. So könnte man demnach überprüfen, ob Ärzte nach den Besuchen von Vertretern der Pharmaindustrie häufiger bestimmte Medikamente verschreiben.

Gegenüber dem Spiegel nannte der oberste Datenschutzbeauftragte Schleswig-Holsteins, Thilo Weichert, die Unterlagen als scheinbar valide. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, dann wäre dies fraglos einer der größten deutschen Datenskandale im Bereich der Medizin überhaupt. (mho [2])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-1433182

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.pharmafakt.de
[2] mailto:mho@heise.de