Bericht: Wirecard Bank könnte auch in Bilanzskandal verwickelt sein

Ist die Wirecard Bank immer sauber geblieben, während nur der Mutterkonzern gewaltig Dreck am Stecken hatte? Ein Bericht lässt Zweifel aufkommen.

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(Bild: Franco Francisco Maria/Shutterstock.com)

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Bislang gilt die Wirecard Bank als weitgehend unberührt von dem gewaltigen Betrugsskandal um ihren Mutterkonzern, den insolventen Bezahldienstleister Wirecard. Ein Medienerbericht, der sich auf einen internen Revisionsbericht vom 20. Juli bezieht, lässt daran aber Zweifel aufkommen. Demnach soll der flüchtige Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek bei dem Geldhaus massiv in Bearbeitung und Vergabe von Krediten eingegriffen haben, wobei er weder einen Posten im Vorstand noch im Aufsichtsrat der Bank innehatte.

So habe es unter anderem bei Darlehen an Geschäftspartner des Wirecard-Konzerns wie Ocap Management aus Singapur "Anhaltspunkte für Straftaten" zum Nachteil der Bank gegeben, heißt es. Viele der Kreditnehmer hätten zudem schlechte Bonität aufgewiesen; auch habe man nicht auf die Einhaltung von Kreditauflagen wie etwa das Erreichen von Kennzahlen geachtet. Und nicht einmal über Kreditausfälle habe die Bank hinreichend Bescheid gewusst, schreibt der Spiegel.

Gegen Jan Marsalek und andere Beteiligte wie den ehemaligen Wirecard-CEO Markus Braun wird wegen "gewerbsmäßigem Bandenbetrug" ermittelt. Die Bilanzmanipulationen beim früheren Dax-Konzern sollen einen mutmaßlichen Schaden von über drei Milliarden Euro verursacht haben. Der Spiegel verweist auf Vorwürfe der ermittelnden Münchner Staatsanwaltschaft, dass Kredite wie an Ocap und andere ein Mittel der Veruntreuung gewesen seien, mit dem sich Marsalek und Getreue die Taschen gefüllt hätten.

Ebenfalls führe der Revisionsbericht auch weitere Mängel an: Aufsichtsräte der Bank und des Mutterkonzerns seien teils mit den gleichen Personen besetzt gewesen, was Potenzial für Interessenkonflikten berge. Zudem habe es auch Defizite bei der Geldwäsche-Prävention gegeben. Im Falle sich bewahrheitender Vorwürfe könnten Bankmitarbeiter ihre Pflichten verletzt oder gar Beihilfe zur Untreue geleistet haben.

Pikant an den Vorwürfen ist auch, dass sich die Wirecard Bank direkt unter Aufsicht der Bafin befindet, die wegen ihrer Rolle in dem Skandal ohnehin schon im Kreuzfeuer steht. Bezüglich Wirecard hatte sich die deutsche Finanzaufsicht immer wieder damit verteidigt, dass der Bezahldienstleister als Technologieunternehmen und nicht als Finanzunternehmen eingestuft wurde – und damit nicht ihrer Aufsicht unterlegen habe.

Laut Spiegel soll die Bundesbank 2017 auch im Rahmen einer Sonderprüfung der Wirecard Bank einen zusätzlichen Kapitalbedarf zur Unterlegung des Kreditkartengeschäfts gesehen haben. Späteren Berichten zufolge hätte der sich auf rund 30,9 Milliarden Euro belaufen können. Die Bafin habe aber die Sichtweise der Wirecard Bank eingenommen und sei dem nicht gefolgt. Die Bafin hat laut Spiegel den Revisionsbericht erhalten, wie sie damit umgegangen sei, bliebe aber offen.

Was vom Kerngeschäft Wirecards noch übrig ist, hat im November die spanische Santander Bank übernommen – dem Vernehmen nach für über 100 Millionen Euro. Die Wirecard Bank ist nicht Teil dieses Deals: Sie soll unter Beobachtung der Bafin schrittweise abgewickelt werden. Im Bundestag läuft aktuell der Untersuchungsausschuss, der sich der Aufarbeitung des gesamten Skandals widmet. Die juristische Aufarbeitung könnte noch sehr lange dauern, die Münchner Staatsanwaltschaft sprach von einem Zeitraum von mehr als fünf Jahren.

(axk)