Berichte: TikTok lässt Code trennen, Washington hat "Kill Switch" ausgeschlagen

Während sich TikTok gerichtlich gegen das US-Verbot wehrt, wird angeblich doch ein Verkauf vorbereitet. Washington hat ein ungewöhnliches Angebot ausgeschlagen.

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TikTok-Schriftzug auf einem Smartphone

(Bild: Primakov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

TikTok hat einen Bericht dementiert, laut dem bei der Video-App intensiv an einer Auslagerung des Quellcodes für den US-amerikanischen Markt gearbeitet wird. Das hatte die Nachrichtenagentur unter Berufung auf anonyme Quellen gemeldet. Demnach haben hunderte Angestellte in den USA und in China schon vor der Verabschiedung des Verbotsgesetzes in den USA damit begonnen, "Millionen Zeilen an Code zu separieren". Ziel sei es, jede Verbindung zwischen dem chinesischen Ableger der App und TikTok zu kappen, für die Arbeit sei mehr als ein Jahr an Arbeit veranschlagt worden. TikTok hat den Bericht als "irreführend und sachlich unrichtig" bezeichnet, von Reuters heißt es, man stehe zu der Darstellung.

Mit der Trennung des Quellcodes könnte TikTok einen Verkauf der App vorbereiten, bislang hat der Eigentümer ByteDance das aber kategorisch ausgeschlossen. Gleichzeitig macht es deutlich, was für eine gigantische Anstrengung solch ein Schritt rein technisch bedeuten würde. Im April war in den USA ein Gesetz in Kraft getreten, dass TikTok eine Frist für den Kauf seines US-Geschäfts setzt. Sollte der nicht innerhalb von 270 Tagen erfolgen, kann US-Präsident Joe Biden eine Sperrung für die USA anordnen. TikTok wehrt sich aktuell juristisch gegen das Vorhaben und spricht von einem rechtswidrigen Eingriff in das von der Verfassung zugesicherte Recht auf Freie Rede.

Im Rahmen des Verfahrens gegen das Verbotsgesetz hat TikTok außerdem auf ein Angebot verwiesen, das der US-Regierung vor fast zwei Jahren gemacht wurde. Wie die Washington Post zusammenfasst, hätte ByteDance Washington ungewöhnlich weitreichende Möglichkeiten zur Einflussnahme auf das US-Geschäft gegeben. Der Deal hätte der US-Regierung sogar eine Art "Kill Switch" in die Hände gegeben, mit der die beliebte Video-App in den Vereinigten Staaten komplett hätte abgeschaltet werden können. Außerdem sollte sie bestimmen können, wer das US-Geschäft leitet, wen TikTok in den USA einstellt. Alle Daten sollten bei Oracle gehostet werden, wo für die US-Regierung auch der Quellcode geprüft werden sollte. Warum die US-Regierung das abgelehnt hat, ist nicht bekannt.

Die Enthüllung von Reuters deutet nun darauf hin, dass man sich bei TikTok sehr wohl darauf vorbereitet, dass das Verbotsgesetz nicht gekippt werden kann. Gleichzeitig machen die Informationen zu dem weitreichenden Angebot an die US-Regierung deutlich, wie weit der chinesische Betreiber zu gehen bereit war, um der Kritik den Wind aus den Segeln zu nehmen. Teilweise werden die Maßnahmen demnach sogar weiter umgesetzt, so finde die Prüfung des Quellcodes bei Oracle statt – auch wenn mögliche Funde niemandem gemeldet werden können. Dass der Deal trotzdem abgelehnt wurde, könnte laut Washington Post daran liegen, dass die Verantwortung für die Suche nach Sicherheitsrisiken dann bei den USA gelegen hätte. Die zu finden wäre enorm schwierig geblieben.

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(mho)