"Antiquiertes Prüfungssystem": Berliner Senatorin gegen KI-Verbot an der Uni

Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra sieht bei der KI-Nutzung für Prüfungsarbeiten die Unis in der Pflicht. Ein Verbot werde das Problem nicht lösen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 72 Kommentare lesen
Chatgpt,Chat,With,Ai,Or,Artificial,Intelligence.,Young,Businessman,Chatting

(Bild: CHUAN CHUAN/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Wenn generative KI wie der Textroboter ChatGPT beim Erstellen einer Hausarbeit für die Uni genutzt wird, lässt sich das meist schwer nachweisen. Berlins neue Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra sieht bei diesem Thema zunächst die Hochschulen in der Pflicht. Diese müssten sich mit dem Thema auseinandersetzen und mit der Frage befassen, wie überhaupt Prüfungsleistungen zustande kämen und begutachtet würden, sagte Czyborra der Deutschen Presseagentur. Erst danach könne in der Politik über eine mögliche Regulierung der KI nachgedacht werden, findet die SPD-Landespolitikerin. Und sie glaube, dass es so weit noch nicht sei. Ein Verbot hält sie sogar für unrealistisch.

Bei einer Prüfung sei zu überlegen, worin die Leistung eigentlich bestehe, sagte die Senatorin. "Man muss an den Aufgabenstellungen arbeiten. Unser Prüfungssystem in Deutschland ist ja ein bisschen antiquiert. In manchen anderen Ländern geht es mehr um Gruppenarbeit und um Lösungsfindung und nicht darum, einzeln vor dem Blatt Papier in der Klausur Wissen niederzuschreiben." Wenn man sich in Gruppenarbeiten der KI bediene, dann sei das realistisch. "Denn später, wenn ich an einer Lösung arbeite, ob als Ingenieurin oder als Linguistin, werde ich mich dieser Methoden ja auch bedienen."

Zwingend sei laut Czyborra auch die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz. "Also: Wie viel Rassismus zum Beispiel kann in KI stecken? Was wird reproduziert durch die Rezeption von Texten, die für die KI verfügbar sind?" Nach Czyborras Vorstellung könnte künftig etwa Bestandteil von Prüfungsleistungen sein, ob Studierende kritisch mit von KI produzierten Texten umgehen können. "Es würde dann etwa um das Hinterfragen des Ergebnisses gehen, um dessen Korrektur und eine Stellungnahme dazu."

Damit äußert sich Czyborra ähnlich wie der Präsident der Frankfurter Goethe-Universität, Enrico Schleiff. Der findet, die Schulen und Hochschulen in Deutschland sollten Künstliche Intelligenz nicht nur als Bedrohung betrachten, sondern darin auch einen Ansporn sehen. Weil sich in Zukunft nicht mehr ermitteln lassen werde, ob KI bei einer Hausarbeit benutzt wurde, müsse man statt eines Verbots vielmehr neue Lehr- und Prüfungsformate überdenken, bei denen der individuelle Leistungsstand bewertet werde. In Berlin passiere viel im KI-Forschungsbereich und man wolle ein Spitzenstandort werden, sagte Czyborra. Insofern dürfe man die Entwicklung nicht an sich vorüberziehen lassen.

(tiw)