Bertelsmann rüstet zur E-Commerce-Expansion in Asien

Mit einem eigenen japanischen Shop hat BOL einen wichtigen Brückenpfeiler bei der E-Commerce-Expansion in Asien errichtet.

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Von
  • Hannes Bahrmann
  • dpa

Der erste Schritt ist getan: Mit einem eigenen japanischen Shop hat Bertelsmann Online (BOL) einen wichtigen Brückenpfeiler im Konzept der Expansion beim E-Commerce in Asien errichtet. "Wir haben mit unserer Strategie, Märkte auch mit lokalen Partnern zu erschließen, hier genau richtig gelegen", sagt BOL-Chef Heinz Wermelinger. Das Geschäft wird gemeinsam mit starken japanischen Partnern erschlossen. Kadokawa Shoten ist einer der Großen der Verlagsbranche. Bertelsmann hat sich mit 3,7 Milliarden Yen (72 Millionen Mark) an dem Unternehmen beteiligt, das sich nun seinerseits als Minderheitsgesellschafter im E-Commerce von BOL Japan engagiert. Acht Monate hat die japanische Mannschaft unter Führung von Isao Tanaka den Start vorbereitet. Nun ist BOL als erster internationaler Anbieter auf diesem wichtigen Markt gestartet – noch vor Weltmarktführer Amazon.com.

Japan hat mit einer Bevölkerung von 125 Millionen ein starkes Marktpotenzial. Mit einem Umsatz von rund 1.028 Milliarden Yen (rund 20 Milliarden Mark) ist es darüber hinaus der zweitgrößte Buchmarkt der Welt. Der Internethandel ist weiter entwickelt als in Deutschland. Auch die Zahl der Internet-Nutzer liegt höher. Im E-Commerce sind allein im Online-Buchhandel über 80 Anbieter aktiv. Die Logistik – eine zentrale Aufgabe beim E-Commerce – ist weit entwickelt und mit Dai Nippon und Nippan sind renommierte Unternehmen der Branche mit im Boot. Die Ware kommt entweder direkt zum Kunden oder wird bei Zwischenstationen angeliefert und vom Kunden dort abgeholt. "Wir kennen die Angebote und Lieferzeiten unserer Wettbewerber und sehen unsere Chancen in einem interessanten Internet- Auftritt, reichhaltigem Angebot, wettbewerbsfähigen Preisen und vor allem in schnelleren Lieferzeiten", sagt Wermelinger.

Bertelsmann ist mit seiner Musiksparte BMG schon seit 13 Jahren in Japan – mit einem Jahresumsatz von 720 Milliarden Yen der zweitgrößte Musikmarkt der Welt – vertreten. Wie im Verlagsbereich existiert auch bei Tonträgern eine Preisbindung. Weit entwickelt ist auch der Markt bei DVD und insbesondere bei Computerspielen. Vor allem aber ist die explosionsartige Verbreitung von Handys für BOL eine Chance, in Japan die neuen Möglichkeiten des mobilen Internet-Handels zu erproben. Über 40 Prozent der Japaner telefonieren bereits mobil und das Unternehmen NTT DoCoMo ermöglicht mit dem "i-mode" den mobilen Internet-Zugang.

Die Möglichkeiten des asiatischen Marktes werden von BOL als außerordentlich Erfolg versprechend eingeschätzt. Als nächstes steht die Erschließung des chinesischen Marktes an. Heinz Wermelinger: "Hier sind die Voraussetzungen für uns naturgemäß weitaus schwieriger, aber ich erwarte, dass wir unseren BOL-Shop noch in diesem Jahr eröffnen werden." Dann erhält die Strategie der Internationalisierung zusätzlichen Schwung, denn in Hongkong, Singapur und Malaysia ist BOL bereits mit seinem englischsprachigen Angebot vertreten.

Derzeit macht die Bertelsmann AG rund fünf Prozent ihres Umsatzes (32 Milliarden Mark) in Asien. Die Musiktochter BMG ist in elf asiatischen Ländern aktiv. Darüber hinaus unterhält Bertelsmann Buchclubs in China und Südkorea und ist an den Internet-Portalen Daum (Südkorea) und Yam (Taiwan) beteiligt. (Hannes Bahrmann, dpa) / (jk)