Betrieb der Internet Assigned Numbers Authority neu ausgeschrieben

Die IANA -- unter anderem für IP-Nummernverwaltung und die für die Länderdomains zuständig -- ist das technische Herzstück der Internet-Verwaltung ICANN.

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Von
  • Monika Ermert

Nur noch bis Ende dieser Woche ist der Betrieb der Internet Assigned Numbers Authority (IANA), das eigentliche technische Herzstück der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), ausgeschrieben. Dass bislang niemand die Ausschreibung bemerkte, liegt schlicht daran, "dass sie tief in der Webseite der National Telecommunication Administration vergraben ist", sagte Richard Francis, britischer Anwalt und Berater einer Internet-Society-Arbeitsgruppe, am Rande der 4. Tagung des ICANN-Studienkreis in Berlin. Laut dem Ausschreibungstext soll die IANA für drei Jahre weiter von ICANN betrieben werden, wenn sich nicht bis zum 7. Februar ein Gegenbewerber findet.

Die Art der Ausschreibung sorgt nun für Diskussionen, immerhin war die IANA-Funktion im vergangenen Jahr der Zankapfel zwischen der ICANN auf der einen und den IP-Adressverwaltern der Regional Internet Registries (RIR) sowie den Verwaltern der nationalen Top Level Domains (ccTLD) auf der anderen Seite. Beide Seiten wollten die für sie entscheidenden IANA-Aufgaben -- IP-Nummernverwaltung und die Datenbank für die Länderdomains -- selbst übernehmen.

"Wir werden auf jeden Fall noch einmal die Bedingungen klarstellen, die unserer Meinung nach für eine funktionierende IANA notwendig sind", betonte Sabine Dolderer, Chefin der .de-Registry DeNIC, gemeinsam mit nic.at, Switch und dem ICANN-Studienkreis-Gastgeber in Berlin.

Mit Nachforderungen allein nicht zufrieden geben will sich dagegen Paul Vixie, der laut Francis in dieser Woche zunächst in Washington einen Sturm entfachen will, um eine Verlängerung der Bewerbungsfrist zu erreichen. Im zweiten Schritt wolle Vixie, der Entwickler des DNS-Servers BIND, dann mit seinem Internet Software Consortium einen Gegenvorschlag einreichen. "Wir unterstützen Vixies Versuch", sagt Axel Pawlik, Geschäftsführer der europäischen IP-Registry RIPE. Die RIRs könnten mit einer anderen Zuteilungsstelle für die IP-Blöcke sehr gut leben. "Ob wir die Adressen von Louis Touton von ICANN bekommen oder von Vixie, ist uns gleich, solange es funktioniert. Und -- mehr Wettbewerb schadet möglicherweise nicht." Die Art und Weise der Ausschreibung rechtfertige im Übrigen, dass man Krach schlage.

Die latente Dominanz der US-Regierung im ICANN-Prozess war auch Thema bei den Podiumsdiskussionen über die Netzverwaltung. Die verschiedenen Versionen von ICANN, meinte Siegfried Langenbach, Geschäftsführer von Computer Service Langenbach, seien nichts als Beschäftigungstherapie, Entscheidungen dagegen würde die US-Regierung allein fällen. Michael Leibrandt vom deutschen Wirtschaftsministerium bestätigte, das die Mitglieder im Regierungsbeirat (GAC) der ICANN die US-Herrschaft über den A-Root-Server mit Sorge sähen. "Es werden auch verschiedene Modelle diskutiert, wie diese Aufgabe von einem Rat übernommen werden könnten, in dem eine kleine Zahl von GAC-Mitglieder sitzen, "sagte Leibrandt. Allerdings, betonte Leibrandt, sei bei allen anderen Fragen die USA nur ein GAC-Mitglied unter vielen. (Monika Ermert) / (jk)